Von Ernst das 36.

[29] Einer ward wund und gesunt.


Es was uf einmal einer von einem Siechtagen von Sinnen kummen und zů einem Narren worden. Und uff einmal lieff er in der Stat hin und her, wie er dan vormals dick het gethon. Da lieffen junge Kind und Knaben, groß und klein, und sprungen und spotteten sein und reitzten in zů Zorn. Da erwüst er einen mit dem Har und raufft in. Da was ein anderer da, der schlůg den Narren mit einem Stecken uff den Kopff und schlůg im ein Wunden, das im ein Dampff und ein Rauch zů dem Kopff herußgieng. Und diser was augenblicklichen sinnig und witzig worden, und da er sich also sahe under sovil Knaben und Kinden ston, da schampt er sich. Und man fragt in, wie im were gewesen, da er also von Sinnen was und so vil Knaben umb in sahe. Da antwurt er, im wer nit anders gewesen, dan er meint, er wer Römischer Künig oder Kaiser und müst ein grosen Feltstreit beston, den der groß Alexander het gethon, und das weren alle seine Soldner und der reissig Züg etc.

Es ist kein bessere Artznei, den Narren zu Hilff zů kumen und unsinnig Lüt sinnig zů machen, dan einem den Kopff uffzůthun und das Dämpff darvon gangen. Es ist ein Verßlin darüber:

O medici, mediam capitis pertundite venam!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 29.
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