Von Schimpff das 367.

[220] Einer was gehorsam; was er gern det, das det er.


Uf einmal was ein verdorbner Edelman in ein Kloster gangen Sant Benedicter Orden, und ward ein Leyenbrůder. Wan in der Apt etwas hieß, den Stal misten oder in der Küchin das zinnin Geschir[220] trücknen und dergleichen Werck, so sprach er dan: ›Ach würdiger Her, gedencken, das ich ein Edelman bin und erlich in der Welt gehalten was! Heissen mich nit semliche schnöde Werck! Es wer mir ein Schand.‹ Wan aber der Apt sprach: ›Brůder, rüsten euch, wir wöllen morgen reiten‹, so sprach er: ›Ja, würdiger Her, gern. Ich hab mir darumb das Har lassen abscheren, das ich euch gehorsam sol sein.‹

Das ist noch fast unser Klosterlüt Gewonheit, dieweil sie Öbern haben nach irem Willen und man sie heißt, das sie gern thůn; und wan man sie etwas heißt, das wider sie ist, als zů Mettin gon und anders, so versprechen sie sich und sprechen, man solt es ein andern heissen, und förcht ein jeglicher, er thü zů vil.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 220-221.
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