Von Schimpff das 386.

[230] Einer begert ein Pferd.


Es was ein Burger, der het ein Pferd. Das het ein Ritter neben im gern gehebt, dan es het gar ein hübschen Schwantz, und ließ an in werben, er solt im das Pferd zů kauffen geben. Da der Burger hort, das er das Pfert gern gehebt het umb des Schwantz willen, da ließ er im den Schwantz abhawen; da begert es der Ritter nit me.

Also dein Frau und dein Dochter gon nur zů dem Dantz wolgeziert und ußgestrichen. Verbirg oder verbüt inen die hochzeitlichen Kleider, so hastu inen schon das Dantzen gewert. Hab dein Katz nit lieber dan dein Frawen und Döchtern! Wan einer ein Katzen hat, die ein hübschen glatten Balck hat, darumb sie etwan wild werden und in die Weld lauffen und laufen uß einem Huß in das ander und sein selten daheim, so besengt er ir das Har ab in einer Seiten und macht sie mosecht, so bleibt sie darnach daheim. Heiß dein Folck also zů dem Dantz gon, wie sie in dem Küstal sein, so sichstu wol, ob sie gon oder nit. O wie ungern haben die Frawen, das man von den Dingen predigt! Aber wan es inen gon würt, wie es dem hie hernach gieng, so wolten sie, das man es inen baß zů Huß gesagt het.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 230-231.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst