Von Schimpff das 387.

[231] Ein Kol sprang uff ein Mantel.


Es sassen zwen Gesellen bei einem Feüer und truncken ein Wein, als in den Orten, da man kein Stuben hat. Da sprang ein glüender Kolen dem einen uff seinen Mantel. Der ander sahe es und wolt seinen Gesellen nit warnen und sprach: ›Gesel, wilt du etz nüwer Mer hören?‹ Er sprach: ›Ja, sein sie gůt, so wil ich sie hören; sein sie aber böß, so wil ich sie nit hören.‹ Der Gesel sprach: ›Sie sein nit gůt.‹ Diser sprach: ›So wil ich sie auch nit hören.‹ Es fieng an zů brennen und zů schmacken; da sahe er, das ein Kol uff seinem Mantel lag und het im ein groß Loch daryn gebrent. Der ander sprach: ›Ich hab es lang gesehen.‹ Diser sprach: ›Warumb hastu es mir nit gsagt?‹ Er sprach: ›Du hast gesagt, ich sol dir kein böse Mer sagen. Die Mer was böß, das dir ein Kol uff den Mantel was gesprungen.‹

Also würt es manchem gon; wan er den Schaden empfahen würt, so wolt er, das man es im vor gesagt het, der jetz ein haßt, der in warnet. Merck!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 231.
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