Von Ernst das 430.

[254] Ein Hund gesellet sich zů einem Wolff, aber nit lang.


Wir lesen von einem Burger, der het ein grosen Hund, den het er zů einem Spycher oder zů einem Erbsenarcker gelegt, des zů hüten, und schickt im zů essen uff das Feld. Und uff einmal het das Gesind des Hunds vergessen, und hetten im in etlichen Tagen nichtz zů essen geschickt, das er grosen Hunger leid. Da lieff er in den Wald und gesellt sich zů einer Wölffin, deren halff er rauben, und teilten es mit einander, und thetten eben, als hetten sie grose Trüw zůsammen. Uff einmal kam der Hund und die Wölffin uß dem Wald mit einander und wolten etwas rauben. Da ersahe des Hunds Her den Hund und riefft im; da kart sich der Hund wider den Wolff und zerreiß in.

Also ist die Früntschafft viler Menschen, die scheinen, sie seien gerecht; aber sobald das Widerspil kumpt, so ist es uß. Mit Got ist es auch also. Wir meinen, wir haben grose Früntschafft mit Got; sobald der Her der Sünden kumpt mit seiner Anfechtung, so strüssen wir unß wider Got und hangen dem forigen Herren an. Hüt du dich!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 254.
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