Von Ernst das 441.

[260] Ulixes riet Palamidi.


Man wolt ein grosen Zug thůn wider den Künig von Troy, als sie auch desselben Mals gewunnen ward. Da was der weisest Kriech, der zohe nit gern uß uff den Zug, der hieß Ulixes. Damit das er daheim bleiben möcht, da nam er sich an, er wer von Sinnen kumen, und nam sein Pflůg und wolt zů Acker gon; es was aber usserthalb der Zeit, das man solt zů Acker gon. Da was ein anderer weiser Man, der hieß Palamides, der wolt in versůchen, ob er in Warheit nit sinnig wer oder ob es ein angenumen Ding wer, und nam Ulixes Kind und satzt es uff den Acker für den Pflůg, ob er über das Kind faren wolt. Und da er schier zů dem Kind kam, da wiß er den Pflůg neben ab. Da erkant man, das es ein angenumne Weiß was, und namen in mit Gewalt mit inen in die Reiß.

Das wolt Ulixes Palamidi widergelten und schreib heimlich Brieff wider den Palamide und legt sie zů der Feint Brieff, und stůnd der Brieff also, als wer er von dem Künig von Troy geschriben: ›Palamides, gib mir die Kriechen in mein Hand, oder gib mir das Gold wider, fierhundert Duccaten, die du under dein Bet vergraben hast!‹ Das kam Palamidi für, und kam zů disem Ulixes umb Rat. Ulixes riet im: ›Bistu unschuldig, so schwer darfür und verbind dich zů dem Hauptabschlagen!‹ Man sůcht under seinem Bet und man fand das Gold und schlůg man im das Haupt ab.

Darumb ist es mißlich Rat von seinem Feind nemen und von einem, den du geschedigt hast; er wartet der Bezalung. Es ist ein Sprichwort: (A muliere repudiata et ab amico reconciliato libera nos, Domine.)

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 260.
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