Von Schimpff das 442.

[260] Saltz sol man mit Muleßelmilch besprengen.


In einer Stat waren vil junger Lüt, die wolten das Regiment haben und wolten die alten Ratzherren vertreiben und hetten sie gern alle zů Dot geschlagen. Da was einer, der behielt sein Altvatter in einem[260] Dubhuß verborgen. Der Künig des Lands het die Stat auch gern gehebt zů dem Land und wolt ir Weißheit beweren und schreib dem Rat umb Rat, wie er sein Saltz solt behalten; er het ein Schatz von Saltz, das wolten im die Milwen fressen. Die gůten jungen Ratzherren sassen ob der Sach und wusten im kein Antwurt wider zů schreiben noch Rat zů geben.

Der sagt es seinem Vatter, da er heimkam. Der Vatter sprach: ›Wan du morgen in den Rat kumest, so sprich, man sol dem Künig schreiben, er solt das Saltz mit Muleselsmilch besprengen, so sei es behalten vor den Wurmen. Aber das Saltz verderbt die Würm, darum saltzt man das Fleisch; man findt auch kein Muleselsmilch, wan sie sein unfruchtbar, wan sie sein zů vil heisser Natur. Der Künig wil üch nur versůchen.‹ Da sie das in dem Rat horten, da sprachen sie: ›Die Weißheit hastu nit von dir selber.‹ Da sprach er, wie er sein Vatter verborgen het. Da erkanten sie, das Weißheit noch in den Alten wer, und schickten wider nach inen und gaben inen das Regiment widerumb.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 260-261.
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