Von Ernst das 693.

[390] Eine küßt eins Mörders Hend.


In einer Stat warde einer erstochen, der hieß Theatina. Der da erstochen ward, der verließ ein Schwester, ein Burgerin, die bestalt Mann und gab inen vil Geltz, das sie den auch erstechen solten, der iren Brůder het erstochen. Es kam ein geistlicher Vatter dar, ein Fasten zů predigen, der hieß Johannes Capistranus, der bracht die Frau darzů, das sie dem Dotschleger verzig. Und gieng zů dem Dotschleger und nam im seine Hend[390] in ir Hend und sprach also: ›Das sein die Hend, die mir meinen lieben Brůder erstochen haben. Aber ich verzeihe inen umb der Hend willen, die für mich gecrützigt sein worden.‹ und küßt sie. Da gieng ein semlicher süsser Geschmack von iren Henden, das alle die, die da waren, Fröd darvon empfiengen etc.[391]

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 390-392.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst