I.

[80] Herbst naht, der Storch verläßt uns bald,

Hier wird's dem Armen ja zu kalt,

Drum fliegt er fort in weite Fern',

Die warme Sonne hat er gern.


Der Storch, der hat für seinen Flug

In ferne Länder Grund genug,

Doch nie, mein Schatz, hab' ich erfaßt,

Warum du mich verlassen hast!


Dir war ich treu, und bin's auch jetzt,

Und war's vom Anfang bis zuletzt,

Mein Herz, das Lenz und Herbst nicht kennt,

Für dich wie nur der Sommer brennt.


Ob's dort, wohin dein Flug dich führt,

Nicht kalt, daß dir das Herz erfriert?

Mein Täubchen, eines sag' ich bloß:

Dir wünscht' ich nimmer solch ein Los!


Dem Storche, wenn er wiederkehrt,

Ist stets ein neuer Lenz beschert,

Doch du, bei deiner Wiederkehr,

Du find'st mich nur im Grabe mehr!

Quelle:
Petöfi, Alexander: Poetische Werke in sechs Bänden. Bd. 3, Wien, Leipzig 1910, S. 80.
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