Zwei Wanderer.

[70] Der Jüngling, hier ein Fremder,

Der Bach, der hier zu Haus,

So wandern zwischen Bergen

Die beiden jetzt hinaus.


Der Jüngling folgt dem Wege

Nur zagen Schrittes nach,

Es gleitet über Felsen

Gar munter hin der Bach.


Der Jüngling schreitet schweigend,

Als wär' er krank und müd,

Der Bach mit hellem Rauschen

Singt sich ein frohes Lied.


Und das Gebirg entschwindet

Den beiden nach und nach –

Nun sind sie in der Ebne,

Der Jüngling und der Bach.


Doch wie? Der Jüngling jubelt?

Des Baches Lied verrauscht?

Es haben eben beide

Die Rollen ausgetauscht!
[70]

Des Baches Wellen fließen

Gar träge jetzt und müd,

Der Jüngling, lustbeflügelt,

Singt sich ein fröhlich Lied!


Der lustig war, der eine,

Hat jetzt nur stillen Gram,

Und lustig ist der andre, –

Ich sag' euch, wie das kam:


Der Bach verlor die Heimat,

Da ward das Herz ihm wund,

Der Jüngling fand die Heimat,

Da ward sein Herz gesund.

Quelle:
Petöfi, Alexander: Poetische Werke in sechs Bänden. Bd. 3, Wien, Leipzig 1910, S. 70-71.
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