Des Dichters Vorwort an die Leser.

Die ihr, wie sie durch meine Reime weben,

Den Seufzern lauscht, womit mein Herz ich nährte,

Als mich der Jugend erster Wahn bethörte,

Als anders war, als jetzt, zum Theil mein Leben, –

Wechselndem Styl, dem weinend ich ergeben,

Seit eitles Hoffen mich und Weh verzehrte,

Wird, wo Erfahrung Liebe kennen lehrte,

Mitleid, hoff' ich, zu Theil, nicht bloß Vergeben.

Wohl seh' ich nun, wie ich in Aller Munde

Das Mährlein lange war, und solch Bekenntniß

Macht, daß beschämt ich drob in mir erglühe;

Und meiner Thorheit einz'ge Frucht zur Stunde

Ist Scham und Reu' und deutliche Erkenntniß,

Daß Weltlust wie ein kurzer Traum entfliehe.[12]


Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 12-13.
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