Einhundert neun und siebenzigstes Sonett.

[17] Ich wein' am Tag', und Nachts, wo es beschieden

Elenden Sterblichen, zur Ruh zu gehen,

Schwimm' ich in Thränen, häufen sich die Wehen;

So spend' ich weinend meine Zeit hienieden.

In bitterm Naß muß ich das Aug' ermüden,

Das Herz in Leid, und mich den Aermsten sehen

Von allen Wesen; denn nicht zugestehen

Wollen der Liebe Pfeile mir den Frieden.

Weh! daß von ein' zu andrer Sonn' ich wandre,

Von ein' zu anderm Schatten! daß entflohen

Der größte Theil des Tods, der Leben heißet!

Mehr, als mein Weh, schmerzt, was verbrach das Andre,

Daß Mitleid und mein treuer Schutz mich lohen

Im Feuer sieht und mich ihm nicht entreißet.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 17.
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