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[71] Nie thränlos wird mein Blick, nie ungerühret
Werd' ich und ruhig jene Zeilen schauen,
Aus denen Liebesfunkeln scheint zu thauen,
Die Mitleid wie mit eigner Hand gezieret;
Geist, der im Erdenkampf du triumphiret,
Nun solche Süße träufst aus Himmelsauen,
Daß du zum Griffel, dem des Todes Grauen
Entfremdet mich, mein Lied zurückgeführet;
Ich hoffte, andre Frucht dir noch zu weisen
Von zartem Zweig'; – welch' wilden Sternes Neiden
Nahm dieses uns? O Hort, auf welchen Gleisen,
Durch wen mußtest zu früh du von uns scheiden?
Dich sieht mein Herz, dich will die Zunge preisen;
Du, süßer Seufzer, stillst der Seele Leiden.
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Canzoniere
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