Zweyhundert und siebentes Sonett.

[31] Die Luft, die grünen Lorbeer sanft beweget,

Und goldenes Gelock, erseufzend leise,

Mit solchen Anblicks neu-holdsel'ger Weise

Seelen hinweg aus ihren Leibern träget.

O weiße Ros', in rauhem Dorn geheget,

Wann kommt, der deines Gleichen find' im Kreise,

Stolz unsrer Zeit? – Gib, Vater, daß die Gleise

Der Erd' ich lass', eh' Ihre Stunde schläget!

Daß ich nicht seh' das allgemeine Klagen,

Der Welt ihr einzig Sonnenlicht entrissen;

Den Augen, die kein andres Licht ertragen;

Der Seele, die von Anderm nichts mag wissen;

Und Ohren, die nach Anderm wenig fragen,

Sollen Ihr süßes, frommes Wort sie missen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 31.
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