16. Lass dir genügen

[128] Geitz ist ein schändlich ding: geitz lehrt den menschen lügen:

Geitz ist der dieberey vnd aller schalckheit voll:

Geitz thut nicht/ als ein Christ an Gott vnd menschen sol:

Geitz stiftet zanck vnd mord: geitz heisst die fürsten kriegen:

Geitz macht des näh'sten noth vnd läst jhn drinne liegen:[128]

Geitz macht den menschen stoltz frech/ gottloß/ wild vnd toll/

Vnd thut jm selbst kein gut: geitz ist des teufels zoll:

Darumb wer witzig ist/ der lässet jhm genügen.

Wer jhm genügen läst/ der ist vnd bleibet reich;

Der reichste geitz-hals ist jhm nicht im ringsten gleich

Ihm ist am überfluss' vnd reichtum nicht gelegen:

Der geitz ent-menscht jhn nicht: er wacht vnd schläft mit ruh:

Er bringet seine jahr' in stiller freyheit zu

Er schmäckt bis in den tod den reichen Gottes segen.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 128-129.
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