4. Demütige dich

[123] Was wilt du/ asch' vnd staub/ dich rühmen/ vnnd viel prangen

Mit deines herren gut'/ vnd rühmen deine konst/

Dein wissen vnd verstand? Ist's doch des herren gonst.

Wie kömmest du so stoltz vnd frech einher gegangen

In deiner eitelkeit? die röthe deiner wangen/[123]

Die gläserne gestalt/ die mutter böser brvnst/

Die doch wie laub verfällt/ erweckt dir solchen dvnst

Vnd hast du ja was guts/ so hastu es empfangen.

Darumb stoltziere nicht. Der höchste bleibt gefliessen

Dem/ der die demuth liebt. Der stoltze kriegt zu lohn'/

Als er verdienet hat/ schmach/ schande/ spott vnnd hohn

Vnd neben dem ein bös' vnd sehr verwundt gewissen

Darumb so hoch du bist gewürdiget von Gott/

So niedrig achte dich/ so wirst du nicht zu spott.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 123-124.
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