47. Sey nicht misgönstig:

[141] Was Gott den menschen gönnt/ das wird jhm neid nicht nehmen:

Wem Gottes Segen nützt/ dem schadet misgonst nicht:

Wen Gott alhier erhebt vnd auß dem staube richtt/

Dem muss sich auch der neid/ so frech er ist/ bequämen:

Des frommen glücke kan auch seinen neider zämen

Vnd brechen jhm den muth. Wer andere versprichtt

Aus neid/ der hört mit spott vnd schmach/ was jhm gebricht.

Wen neid verführet hat/ den wird die zeit beschämen.

Gott theilet/ wie er wil/ die gaben seiner güte/[141]

Dem zieret er den leib/ eim andern das gemüthe/

Den dritten macht er groß/ den vierden macht er reich/

Ein jeder hat das sein'/ ein jeder hat zu dancken/

Ein jeder halte sich in seiner gaben schrancken

Vnd sey vergnügt. Ist er schon nicht dem näh'sten gleich.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 141-142.
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