64. Sey nicht falsch:

[147] Wo warer glaube lebt/ da läst sich liebe schawen/

Wo lieb im hertzen ist/ da ist kein falscher schein/

Wo schein vnd falscheit ist/ da kan nicht liebe seyn.

Wo keine lieb' erscheint/ da mangelt 's auch am glauben

Wie kan ein falsches hertz' auf seinen schöpfer bawen

Den es verlassen hat? mir wil es nicht wol ein/

Daß einig falsches hertz' entgeh' der höllen pein:

Die falscheit kan ja nicht der warheit sich vertrawen.

Wo seele/ hertz' vnd mund nicht stimmet überein/

Da ist der glaube todt/ da kan nicht trewe seyn:

Da lebt die sünde noch/ da lebt das fleisch der sünde/

Wo 's fleisch der sünde lebt/ da ist der geist schon todt/

Wo der getödtet ist/ da steht die seel in noth.

Drumb sihe/ daß dich nicht der Herr in falscheit finde.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 147-148.
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