[112] Ach könt' ich doch in der einsamen heide/
Die deinen mord vnd vrplitzlichen tod
Verborgen hat/ genug thun meinem leide
Ich ließ es nicht! da wolt' ich deine noth
Mit tiefen seuftzen häftiglich beklagen.
Doch wil ich nu (wo fang' ich aber an)
Von deinem tod' vnd vnglück etwas sagen:
Mich deucht/ ich seh (was ich nicht sehen kan
Vnd gleichwol muss) die mörder dich vmbringen
Voll böser that/ gantz ungestümmiglich!
Mich deucht/ ich hör' jhr' arge waffen klingen!
Wie wüten sie in dich so grimmiglich!
O tyranney/ hilft denn nu weder bitten/
Noch vnschuld mehr? o hartes tygerthier!
O wildes hertz'! o teufelische sitten!
Ist den so gar nichts menschliches an dir?
Bricht deinen sinn denn keine zarte jugend
Vnd gilt bey dir nicht/ was bey menschen gilt?
O menschen feind/ vnd fragst du nicht nach tugend
Vnd ehrbarkeit/ was ist denn daß da stillt
Dein hertz'? ist's gut/ was raubst du denn das leben
Dürst dich nach bluth/ was raubst du denn das gut?
Ach werther freund/ mich deucht/ ich seh dich kleben
Im koth/ mich deucht du drinckst dein eigenbluth?
Ist das dein fleiß? dein halten nach gebüren:
Dein trewer muth? dein ehrlicher beginn?[112]
Ist das/ was dich für vielen konte zieren/
Dein frommes hertz' vnd vnverkeerter sinn?
So muss mit mir ein jedes hertze weinen
Das menschlich ist/ vnd was nur weinen kan.
Vnd hast du nicht ein hertz' auß harten steinen/
So wirst du noch dich selber geben-an
Du bluthund du.
Doch weil der alles leiden
Vergessen hat/ vmb den wir trawrig seyn
Vnd lebet nun insicherheit vnd frewden/
So wil ich auch mein klagen stellen-ein.
Gott woll' vns das/ durch seine gnade geben
Was nötig ist/ vmb recht zu seyn bereit
Damit wir jhn nach diesem herben leben
Dort wieder sehn in süsser ewigkeit/