An Eine im Paradies

Du warst für mich all dieses, Lieb,

Was Seele füllt und Sein,

Warst Inselgrün im Meere, Lieb,

Springbrunn und Altarstein

Voll Frucht- und Blumenwunder, Lieb,

Und all das Blühn war mein!


O Traum, dem Sterben kam!

O Sternenhoffen, dessen Licht

Sturmwolke mir benahm!

Ein Rufen aus der Zukunft spricht:

»Voran! Voran!« – Doch Gram

Um das, was war, nimmt Zuversicht,

Macht müd und flügellahm.


Denn weh! des Lebens warmer Glanz

Erstrahlt für mich nicht mehr!

Die Woge raunt im Brandungstanz

Zum Sand: nie mehr – nie mehr

Wird wundgeschossne Schwinge ganz,

Dürr bleibt der Baum und blätterleer,

Dem jäh ein Blitz zerschlug den Kranz.


Und Tag ist Traum, der zu dir wacht,

Und Nacht ist Traum und leitet

Hin, wo dein dunkles Auge lacht

Und wo dein Fuß hinschreitet,

Der in ätherischen Tänzen sacht –

Auf welchen Strahlen gleitet?

Quelle:
Edgar Allan Poes Werke. Gesamtausgabe der Dichtungen und Erzählungen, Band 1: Gedichte, Herausgegeben von Theodor Etzel, Berlin: Propyläen-Verlag, [1922], S. 66,70.
Lizenz:
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