XXIV

[317] Ist Tanjas Schuld nun wirklich schlimmer?

Wenn sie, des klaren Blicks beraubt,

Umgaukelt von der Täuschung Schimmer,

An goldne Ideale glaubt?

Wenn sie, beseelt von reinem Triebe,

In ungekünstelt echter Liebe

Sich hingibt dem erträumten Ziel?

Weil Gott ihr Sinnen, ihr Gefühl

Zur Zärtlichkeit, zur Güte lenkte,

Sie mit Verstand und Willenskraft,

Beglückend warmer Leidenschaft

Und einem starken Herz beschenkte?

Soll, was die Unschuld gläubig rein

Zur Irrung führte, Sünde sein?

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 317.
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