[Der Kanarienvogel büßt]

[266] Der Kanarienvogel büßt

Am unschuldigen Leibe mit

Die Familientrauer.


Nicht ein Bröckelchen Zucker süßt

Ihm den Schnabel, kein Apfelschnitt

Labt ihn, süß oder sauer.


»Ach, das Tröglein von Hanf ist wüst,«

Tönt sein Piepen, »ich bitt', ich bitt',

Und das Wasser ist lauer.
[266]

All die Nacht durch bis Morgen frühst

Brannt' im Zimmer die Lamp' und litt

Keinen Schlaf auf die Dauer.


Und sobald mich der Morgen grüßt

Mit dem Stral, der durchs Fenster glitt,

So verhängt ihr den Bauer.«

Quelle:
Friedrich Rückert: Kindertodtenlieder aus seinem Nachlasse, Frankfurt a.M. 1872, S. 266-267.
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