[Im Frühling unsrer Liebe]

[315] Im Frühling unsrer Liebe,

Wo wir zusammen ruhten,

Liebchen, im stillen Hain,

Da schlüpften Liebesgötter

Durch die bewegten Zweige

Unruhig aus und ein.


Der Frühling ist vergangen,

Doch grün sind Sommerfluren,

Und wo wir jetzo ruhn,

Wenn Liebesgötter fehlen,

So treten Liebesengel

An ihre Stelle nun.
[315]

Ach, unsre Liebesengel,

Ich sehe, wie sie schweben

Mit minder eiliger

Umflattrung in den Zweigen,

Und um uns ist das Schweigen

Des Haines heiliger.

Quelle:
Friedrich Rückert: Kindertodtenlieder aus seinem Nachlasse, Frankfurt a.M. 1872, S. 315-316.
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