15.

[21] Wir haben lang' mit stummem Schmacherröten

Geblickt auf uns und unsres Landes Schande,

Zu dir aufhebend unsres Armes Bande:

»Wie lang', Herr, willst du sie noch fester löten?«[21]

Jetzt willst du dich, o Retter in den Nöten,

Erbarmen wieder über deinem Lande;

Die Rettung kommt, sie kommt im Städtebrande

Von dir, sie kommt in blut'gen Morgenröten.

O Herr, vom Schweren kann nur Schweres lösen,

Und wir sind schwergebückt in unserm Staube;

O eile du die Kraft uns einzuflößen

Zum Auferstehn! Laß nicht dem Sturm zum Raube

Uns werden in der Rettung Sturmgetösen;

Panier sei Hoffnung, unser Schild dein Glaube!

Quelle:
Friedrich Rückert: Werke, Band 1, Leipzig und Wien [1897], S. 21-22.
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