19.

[23] Ihr deutschen Wälder rauscht in euren Frischen,

Und schüttelt eure Locken unverwirret;

Die Taub' ist's, die in euren Schatten girret;

Der Geier, der sie scheucht, hat ausgekrischen.

Und ihr, o deutsche Ströme, braust dazwischen;

Ihr dürft die Silbergleise ungeirret

Nun wieder ziehn; die Rosse sind entschirret,

Die streitig machten eure Flut den Fischen.[23]

Ihr deutschen Auen, künftig unzertreten,

Ihr sollt jetzt Scharen tragen dichter Ähren,

Nicht starre Saaten mehr von Speer und Spießen;

Und nicht der Tod als Schnitter sei gebeten,

Und nicht die Ernte soll von Blut und Zähren,

Vom Tau des Friedens soll sie überfließen.

Quelle:
Friedrich Rückert: Werke, Band 1, Leipzig und Wien [1897], S. 23-24.
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