[48] Agnes. Der Erzbischof. Chor der Nonnen.
Hymnus.
CHOR DER NONNEN.
En! clarescit oriens
Luce matutina;
Nox effugit innocens
Gratia divina.
Lucis ad dulcedinem
Surgit creatura,
Regem ineffabilem
Salva laudatura.
Arie.
AGNES
Nein, König droben,
Nicht kann dich loben
Mein blutend Herz.
Wie auch die Seele mag kämpfen und ringen,
Gelähmt sind des Gebetes Schwingen;
Es steigt nicht himmelwärts.
Nein, König droben,
Nicht kann dich loben[48]
Mein blutend Herz. –
Dies Herz ist gebrochen,
Die Thräne versiegt;
Ach, mit dem Geliebten
Das Leben erliegt!
DER ERZBISCHOF
Verzweifelt nicht!
Seht, wie der Morgen durch das
Dunkel bricht;
Der ausgießt dieses Lichtes Wellen,
Kann Euer Schicksal auch erhellen.
AGNES.
Was frommt das Licht?
Er schaut es nicht.
O, Vater im Himmel! Dein ist die Macht:
Entreiß' ihn des Kerkers Nacht!
Dann will ich loben Dein heiliges Licht;
Jetzt kann ich's nicht!
CHOR DER NONNEN.
Curam a mortalibus,
Arceas mordentem,
Manum tuam flentibus
Porrige potentem!
ERZBISCHOF.
Vertrauet dem Ewigen! Sein ist die Macht:
Sein Wink befreiet aus Kerkers Nacht.
Ihm fest vertrau'n ist heil'ge Pflicht!
Verzweifelt nicht.[49]