Dat tweite Kapittel

[43] Wat Mamsell Westphalen un de Uhrkenmaker mit enanner redten, un worüm Fridrich den Franzosen de Knöp von de Hosen sniden will un em nahsten in den Stemhäger Babenholt tau Bedd bringt, un worüm Fiken den Malchiner Kopmann nich namen hett.


As de Sloßhof leddig was, marschiert de Uhrkenmaker mit Obergewehr un Unnergewehr in Mamsell Westphalen ehr Spis'kamer rin, un Mamsell Westphalen drögt sick de Ogen un säd: »Herr Droi, Sei sünd en Engel der Rettung!« – Sei nennt em nämlich ümmer »Droi« staats »Droz«, wil sei glöwt, »Droi« wir richtiger Französch, un de Lüd' gewen em den[43] richtigen Akzang nich. – De Engel der Rettung set't nu sinen Schapschinken in den Septubben, hung sin Kes'metz an den Fleischhaken, stülpt sin Borenmütz up dat Botterfatt un set't sick sülwst up den Anrichtklotz, treckt en gewürfelt Snuwdauk herut, läd dat sauber up de Knei tausam un fohrt sick dormit tweimal sachtmäudig unner de krumme Näs' dörch, treckt drup sine grote, runne Snuwtobacksdos' herut un reckt sei Mamsell Westphalen hen un frog ehr: »Pläh t'i?« – »Ja woll«, säd Mamsell Westphalen, »pläh t'i mi dat, denn, Herr Droi, ick heww sihr slichte Ogen, un sei sünd sid verleden Harwst ümmer swäcker worden; ick hadd dunn de grote Krankheit, un de Dokters gewen ehr en hogen Namen; äwer, Herr Droi, ick segg, dat was dat gewöhnliche miserabele Stoppelfewer, un dorbi bliw ick.« So säd sei un set't vör Herr Droi'n 'ne schöne braden Ahnt un 'ne Buddel Win, äwer von den Herrn Amtshauptmann sinen gauden, un makt en Knix, as wenn ein in't Water unnerduken deiht, un säd ok: »Pläh t'i?« Na, den Uhrkenmaker »pläh t'i 't« denn dit ok sihr, un em würd tau Maud', as wir hei 'n würklichen Engel, un Mamsell Westphalen ehr Spis'kamer wir gegen sin Pölltüften un Speck en Paradis, un as hei bi de tweite Buddel Win was, redte hei vel von den schönen »Wäng dö Walangäng« un von »der ßöne Sweiz«. – Un Mamsell Westphalen säd: »Sei hewwen recht, Herr Droi, Sweit is 'ne schöne Sak, vör allen bi'n Snuppen; ick drink den ümmer Fledertee.« – »Ah«, seggt Herr Droi, »Fiereteh! Wui, sche swi fiähr von meine Land. – Oh, Sie muß mal kommen in die Land, da singen die Vögel, un da brummen die Bachen.«

Na, mit de Wil was dat düster worden, un Fritz Sahlmann kümmt herin in de Spis'kamer un seggt: »Na, dit's 'ne schöne Geschicht: de Herr Amtshauptmann löppt in'n Horen bi düster Nacht in'n Goren rümmer un resonniert för sick hen, de Burmeister hett sick sachten ut den Stohm makt, Möller Vossen sin Fridrich hölt nu all 'ne Stun'n lang vör den Dur un schimpt up de verfluchten Patriotten un up den Spitzbauwen Dümurrjöh, un de Möller hölt den Franzosen de Fust[44] vör de Snut un fröggt, wo sin vir Mähren un sin söß Ossen blewen sünd, de em de Franzosen namen hewwen, un de Franzos' sitt dor un rüppelt un rögt sick nich un rallögt.« – »Fritz Sahlmann«, fröggt Mamsell Westphalen, »rögt hei sick nich?« – »Ne, Mamselling.« – »Fritz Sahlmann, ick weit, du hest tauwilen den Hasenfaut in de Tasch, un du dröggst di männigmal stark mit Unwohrheiten; ick frag di up din Gewissen: rögt hei sick gor nich?« – »Ne, Mamselling, ganz un gor nich.« – »Na, Herr Droi, denn kamen S', denn will wi ruppe gahn un dor taum Rechten seihn; nemen Sei sick äwer wat von Ehr Geschirr taum Hauen un taum Steken mit, un wenn Sei seihn, dat hei mi tau Liw' will, denn stahn Sei mi bi. Un du, Fritz Sahlmann, lop nah den Möller sinen Fridrich un segg em, hei sall de Pird afsträngen un sall rin kamen, denn beter is beter, un wat ein gaud dauhn kann, ward twei nich sur.«

Fridrich kümmt denn nu ok rin un kriggt en dägten Snaps un schüddt sick, as dat nah en groten Sluck Mod' is, un de Tog geiht nu vorwärts nah den Herrn Amtshauptmann sin Stuw'; Fridrich vöran, denn Mamsell Westphalen, de den Uhrkenmaker unner den Arm fat't hett, un tauletzt Fritz Sahlmann in'n Hinnerholt.

As sei rin kamen in de Stuw', sitt de Möller an'n Disch un hett twei vulle Gläs' vör sick stahn un stött mit dat ein an dat anner un mit dat anner an dat ein un drinkt ümschichtig för twei un grint lustig äwer dat ganze breide Gesicht. Den Rock hett hei uttagen, wil em bi de Sak heit worden is, un up den Kopp hett hei den Franzosen sine Kaskett mit den langen Pirdswanz, un äwer sinen dicken Buk hett hei, so gaud as't geiht, den Franzosen sinen Säbel snallt. De äwer liggt verlangs in 'ne Eck von den Sofa un hett den Herrn Amtshauptmann sine wittbomwull'ne Slapmütz up un sinen Slaprock mit de roden Blaumen an, un de Spitzbauw von Möller hett em staats den Säbel 'ne grote Fedderflunk in de Hand gewen, un dormit fuchtelt hei stillswigend in de Luft rüm, denn reden kann hei kein Wurd.[45]

As Mamsell Westphalen in de Dör kümmt un den Ümstand süht, set't sei de beiden Arm in de Sid, as jede rechtschaffene, öllerhafte Person, de up richtigen Wegen is, eigentlich dauhn müßt, un fröggt: »Möller Voß, wat sall dit? Wat heit dit? Un wat bedüd't dit?« De Möller will antwurten, kriggt äwer dat Lachen un bringt mit knappe Not herut: »Kemedikram!« – »Wat?« fröggt Mamsell Westphalen. »Is dat 'ne Antwurt von en Mann mit Fru un Kinner? Is dat en Respekt vör sinen Vörgesetzten, so'ne Uhlenspeigelstreich in sine Studierstuw' antaustellen? Herr Droi, kamen S' mit.« Dormit geiht sei up den Franzosen los un ritt ein de Slapmütz von den Kopp un sleiht sei em tweimal üm de Uhren un seggt blot de beiden Würd: »de unschüllige Slapmütz!« un »du Farken!« un dreiht sick üm un röppt: »Un Hei, Fridrich, kam Hei her, un help Hei mi den Kirl ut den oll'n Herrn sinen Rockelur; un Sei, Herr Droi, denn Sei warden sick dorup verstahn, nemen S' den unklauken Möller den Suppenpott von den Kopp un snallen S' em von den Säbel los.« – As dit denn nu gescheihn is, dunn seggt sei: »Un du, Fritz Sahlmann, du olle Plätertasch, du Snackfatt von de Eck, du unnersteihst di nich un seggst den Herrn Amtshauptmann, wat mit sin Kommoditäten hir passiert is, denn hei lett sei süs verbrennen, un wat kann de Slaprock un de Slapmütz dorför, dat olle Lüd' tau Jungs warden.« Dorbi kickt sei den ollen grinigen Möller scharp an, steckt den Proppen up de Winbuddel, set't de Arm wedder in de Sid un fröggt: »Wat nu?«

»Ick weit't«, seggt Fridrich, tüht sin Klappmetz ut de Tasch, snappt dat up, geiht up den Franzosen los, ritt em de Mondierung up un ward em dor up 'ne sihr sonderbore Ort unner de korten Rippen rümfummeln.

»Herre Jesus, Fridrich!« röppt Mamsell Westphalen un springt dortwischen, »wo, plagt Em de Bös'? Hei ward hir doch keinen Murd anstiften?« – »Diabel!« seggt Herr Droi un ritt Fridrichen den Arm t'rügg, un Fritz Sahlmann, de unverstännige Slüngel, ritt dat Finster up un schrie't: »Herr Amtshauptmann, Herr Amtshauptmann! Nu geiht't los!« –[46] Swabb! hett hei einen up dat Mul, de em ganz bekannt vörkamm, wil dat hei däglich von Mamsell Westphalen ehr Ort en Stückener drei kreg; dat heit in'n pohlschen Bogen berekent, denn tellt würden sei nich.

Fridrich äwer stunn ganz ruhig dor un säd: »Wo so denn? Wat meinen Sei? Denken Sei, dat ick Kinner freten dauh? – Ick will em blot de Knöp von de Büx afsniden, denn so hewwen wi dat ümmer makt, wenn wi weck fungen hadden, as ick noch gegen de verfluchten Patriotten in Holland deinen ded un gegen den Spitzbauwen Dümurrjöh unner den Herzog von Brunswik in de nägentiger Johren.« Un wend't sick an Mamsell Westphalen: »Denn, Mamselling, denn känen sei nich schappieren, denn sackt ehr de Hos' in de Knei.«

»Schäm Hei sick, Fridrich, mi so wat tau seggen! Wat gellen mi den Franzosen sin Hosen an un sin Knei? Un von so'n Anblick will ick hir nicks weiten, un kein Minsch sall seggen, dat hir in den Herrn Amtshauptmann sine Studierstuw' so wat Despektierliches tau seihn west is. Ne, leiwerst will'n wi ratslagen, wo wi mit den Kirl bliwen.«

Dunn drängt sick Möller Voß nah vör un will sick vör de Bost slagen, sleiht sick äwer wider dalwarts up de Mag' un seggt. »Bliwen? Wat bliwen? Wo ick bliw, bliwwt hei ok, un wi beiden hewwen Bräuderschaft drunken, un hei 's en richtigen Franzos' un ick en richtigen Meckelnbörger, un wer dorvon wat weiten will, de kam her!« Un kickt sei all de Reih nah an, un as keiner wat dortau seggt, kloppt hei den Franzosen up de Schuller un seggt: »Brauder, ick nem di mit mi.« – »Dat is ok dat Best«, seggt Mamsell Westphalen, »denn sünd wi em los. – Herr Droi, faten S' an!« Un de ein »grang Nationg« fött de anner »grang Nationg« an de Bein, un Fridrich fött em t'Ens den Kopp, Fritz Sahlmann dröggt dat Licht, Mamsell Westphalen kummandiert dat Ganze, un de Möller geiht in'n lütten Bogen achter her.

»So«, seggt Fridrich, »nu man hinnen rin in dat Krett! – So, nu ligg du man! – Fritz Sahlmann, sträng mi de Mähren an! Un Sei, Herr Droi, helpen S' mi den Möller rup; äwer nemen[47] S' sick in acht, dat hei de Blansierung nich verliert, denn ick kenn em, hei sleiht äwer.«

As de Möller nu sitt, fröggt Fridrich: »Na, allens an Burd?« – »Allens an Burd!« seggt Mamsell Westphalen. – »Na, denn man ›jüh‹!« seggt Fridrich. Knapp äwerst is hei en por Schritt führt, dunn röppt de Uhrkenmaker: »Alt! alt! Friderik! – Sie aben vorgestern die Kamerad sein Schewal, es stehn in die Logis für die kleine Puhl!« – »Ja«, seggt Fritz Sahlmann. »'t steiht in den Hauhnerstall.« – »Na, denn hal't«, seggt Fridrich, »un bind't achter den Wagen.«

Na, dat schüht denn ok, un as sei noch dorbi sünd, kümmt de oll Amtshauptmann von sin Motschon ut den Goren taurügg un fröggt, wat hir los wir. »Nicks nich«, seggt Mamsell Westphalen. »Möller Voß hett blot den Franzosen inladen, mit em tau führen un de Nacht up de Gielowsch Mähl tau bliwen.« – »Das ist denn eine andere Sache!« seggt de oll Herr. »Adjüs ok, Möller! Ich ward Em dat gedenken.« – De Möller brummelt wat in den Bort von sihr schönes, fruchtbores Weder, un Mamsell Westphalen flustert Fritz Sahlmannen tau, hei süll vörup lopen un süll den Franzosen sinen Säbel un sinen Pirdswanz ut den Herrn sine Stuw' halen, dat sei em nich in de Ogen felen. »Bring sei man nah min Stuw'«, säd sei, »un stell sei achter min Bedd.«

Fridrich äwer klappte nu mang de Mähren un jog den Sloßbarg hendal, rin in de Malchiner Strat un säd tau sick: »Dit is dat Prauwstück; wenn de Möller bi desen Damm un bi dit Bädeln up den Sack sitten bliwwt, denn kümmt hei hüt abend ok allein von den Wagen run.« Äwer as hei mang de Schüns kamm un sick ümsach, dunn lagg de Möller twischen den vöddelsten un hindelsten Sack, un Fridrich säd: »Ahn Hülp kümmt de nich wedder run«, un halt en por Säck hervör un deckt sei em äwer't Liw, dat hei sick nich verküllen ded.

So kemen sei ut de Schüns rut, un de Mähren sleus'ten ümmer 'n eben Schritt dörch den deipen Weg un de düster Nacht hendörch, un Fridrichen kemen allerlei Gedanken.[48] Tauirst föll em de Möllerfru in, wat de vördem seggt hadd, wenn de Möller allein so ankamen was, un wat sei nu woll seggen würd, wenn hei sülwt tweit so ankem, un wat den Möller sin Fiken woll dortau seggen würd, un hei schüdd't mit den Kopp un säd: »Keinen gauden Gang geiht't nich.« – Un taum annern föll em in, dat dat ok üm dese Johrstid west was un in so'ne Nacht, as hei vör 'n halw Stig Johr von de Preußen ut Prenzlow dissentiert was, un dat hei ok dunntaumalen, bet hei sick in't Stemhäger Amt rin slagen, in'n Frien legen hadd un hadd sick mit en Sledurnbusch taudeckt. – Un taum drüdden föll em in – un as em dat infallen ded, dunn gnurrscht hei mit de Tähn –, wo hei mit den Herzog von Brunswik in Frankreich west was, nicks up den Liw', nicks in den Liw' as de rode Ruhr, un wo em de Franzosen jagt un stäkert hadden, un wo so vel von sine Kammeraden an de Landstrat liggen blewen wiren un ok sin beste Fründ, Krischan Kräuger, un wo dat Volk kein Erbarmen hewwen ded. »Un de beiden schönen Brunen«, säd hei tau sick, »hewwen sei mi ok namen, un ick möt hir führen mit twei olle spatlahme Schinners? Un de sälen sick hir noch in den deipen Weg mit so'n Karnallenvagel von Marodür afquälen, wat gor keinen orndlichen Militör is? – Verfluchte Patriotten! Spitzbauw, Dümurrjöh!« – Dit wiren sin einzigsten Flüch, wenn hei bös was. – »Purr, öh!« rep hei un sprung von den Wagen un gung achter rüm un klinkt dat Krett up un kreg den Franzosen bi de Bein un treckt em halw ut den Wagen, hukt mit de Schuller unner un drög em äwer'n Grawen in dat Stemhäger Babenholt un läd em unner 'ne Bäuk. – »Je«, seggt hei, as de Franzos' sick dor wat rögen würd, »dat is di woll en beten fucht, äwer du büst binnen fucht, worüm denn nich ok buten?« un kek tau Höcht taum Hewen un säd: »Vör de letzten Dag' von den Februwori is dit 'ne sihr schöne warme Nacht, un wenn de Kukuk ok just nich singt, so heww ick em doch verleden Sommer in dese Bäuk singen hürt, un – so Gott will – singt hei dit Johr hir wedder.« – Un as de Franzos' so'n beten schuddern ded, as wenn em frür, seggt hei:[49] »Nich wohr, Brauder, 't is en beten käuhl, un ick künn di hir nu schön taudecken mit en gauden widen Schacht, un dor kreiht nich Hund noch Hahn nah, äwer ick will di wisen, dat ick en christlich Hart heww«, un geiht nah'n Wagen ran un halt en por Arm vull Stroh un smitt em dat äwer un seggt: »Na, adjüs! Mitnehmen dauh 'ck di nich, wotau sall sick de Möllerfru un Fiken äwer di argern?« Stiggt up den Wagen rup un führt sachten nah Hus.

Nich wid von de Mähl weckte hei den Möller up un vermünterte em un säd: »Möller, setten S' sick steidel up den Sack, ick help Sei nahst raf.« – De Möller richt sick up un säd: »Ick bedank mi ok, Herr Amtshauptmann!« un kek sick wild üm, wo hei wir, un frog, wat dat för 'ne Mähr wir, de achter'n Wagen anbammeln ded, un as hei sick wat besunnen hadd, grep hei achter dal in dat Krett un frog: »Fridrich, wo 's de Franzos'?« – »Je, wo 's de!« säd Fridrich un führt vör de Husdör vör un sprung von den Wagen un hülp den Möller runne, ihre de Frugenslüd' mit Licht kemen. Sin Herr kräpelt sick nah de Dähl herup, un de Möllerfru kamm em entgegen un frog: »Na, Vatting, wo is't worden?« – De Möller snuwwelt äwer den Dörensüll nah de Stuw' herinne, läd Haut un Hanschen up den Disch un gung en pormal in de Stuw' up un dal, wobi hei sihr de Ritz in't Og fat't hadd, un säd: »Dat is en sworen Gang!« – »Dat seih ick«, seggt de Möllerfru. – Fiken satt achter'n Disch un neiht Linnentüg. – Un de Möller gung wedder stolz up un dal un frog: »Seiht ji mi gor nicks an?« – »Naug«, säd sin Fru. »Du hest wedder bi Bäcker Witten seten un hest dine bedrängten Ümstän'n vergeten un din Fru un Kinner un hest di in 'ne Zech gewen.« – »So? Meinst du? Denn lat di seggen: en klauk Hauhn leggt ok vörbi. Ne, ick heww mit den Herrn Amtshauptmann un den Burmeister un en französchen General, oder so wat, Bräuderschaft drunken, un de Herr Amtshauptmann hett mi seggt, hei wull mi't gedenken, denn dit güng för't Vaderland. – Un, Fiken, di segg ick, smit di nich weg! Dat hest du nich nödig! Den Malchiner Kopmann haddst du vör minentwegent frigen künnt; äwer[50] du wullst jo nich!« – Fiken kek so halw tau Höcht von ehr Neiheri un säd: »Vatting, lat dat doch, taum wenigsten hüt abend!« – »Schön, min Döchting! Du hest recht, min Kindting. Süh, du büst jo min einzigst, denn wo is Korl un Jochen? Ach, du leiwer Gott! Äwer ick segg blot: smit di nich weg!, un wider segg ick nicks. – Un, Mutter, uns' Geldsak? – Wat seggt de oll Herr Amtshauptmann? – ›Möller Voß, ick will Em dat gedenken.‹ – Un denn de Franzos'! Mutter, de Franzos'! – Wo, Dunnerwetter, is de Franzos'? Hei lagg doch in dat Krett; Fridrich möt dat doch weiten.« Un ritt dat Finster up un röppt: »Fridrich! Fridrich, hürst du nich?«

Fridrich hürt em recht gaud; äwer hei plinkt mit dat ein Og un säd: »Ja, schri du man! – Wat sall ick dor grot seggen, wat de Möllerfru gaud seih'n kann? Ick ward mi de Fingern nich klemmen.« Dorbi bünn hei den Franzosen sin Mähr an de Röp un namm ehr dat Sadeltüg af, un as hei den Mantelsack afnamm, säd hei: »Deuwel! Is de swor!« un läd em in sin Fauderkist, schüdd't sin Mähren de letzte Faudering in, läd sick in't Bedd un slep, as wir em hüt nicks passiert.

As nu de Möller an tau schellen fangen wull, dat Fridrich nich kamm, säd sin leiw' Fru: »Vatting, lat em, du büst mäud, du hest den Dag äwer up den Wagen zuckelt un hest di sur warden laten, kumm tau Bedd; Fiken sall di 'n beten Bir warm maken, dat di de Nachtluft nich schaden deiht.« – »Mutting«, antwurt hei, »du hest ümmer recht, ick heww mi schändlich afstrapziert, denn Geldsaken gripen ümmer an. Na, min sünd in de Reih, so gaud as in de Reih, denn de Herr Amtshauptmann säd: ›Möller Voß, ick ward Em dat gedenken.‹ Un morgen tidig möt ick wedder hen nah Stemhagen.« Un dormit ward hei in de Kamer gahn, leggt sick dal, un snart slöppt hei los.

Mutter un Fiken sitten noch 'ne Tidlang up, un Fiken sitt still in Gedanken un neiht förfötsch weg. – »Ja«, seggt Mutter endlich, »Fiken, du büst flitig, un ick legg de Hän'n ok nich in'n Schot, un uns' Vader hett sin Lewdag' wirkt un dahn, wat hei kunnt hett; äwer wat helpt dat all? De slimmen Tiden[51] wassen uns äwer den Kopp, un wat uns de Franzosen laten hewwen, dat nemen uns de Avkaten un de Juden; äwermorgen säl wi fiwhunnert Daler an Itzigen betahlen, un wi hewwen keinen Schilling.« – »Vatting deiht jo doch so, as wenn hei mit allens dörch is.« – »Kihr di hüt abend an den nich, Abendred un Morgenred sünd tweierlei; äwer in ein Sak hett hei hüt abend recht hatt: haddst du man den Malchiner Kopmann namen!« – »Mutting«, seggt Fiken und läd ehr Hand sachten up Muttern ehr un kek ehr ruhig in de Ogen: »Mutting, dat was nich de Rechte.« – »Min Döchting, ganz nah ehren frien Willen frigen up Stun'ns wenig in de Welt, wat bammelt dor ümmer bi rüm. Süh, de Kopmann hett sin gaud Brod, un wenn din Vader un ick di versorgt wüßten, denn wir uns en groten Stein von'n Harten namen.« – »Mutting, Mutting, red nich so! Ick süll jug verlaten, wenn ji in Not wirt? Un dat noch dortau up 'ne unihrliche Wis'?« – »Unihrlich, Fiken?« – »Ja, unihrlich, Mutting!« säd Fiken, un ein künn't ehr anseihn, dat't ehr kribbeln würd, »denn as de Kopmann üm mi anhöll, dacht hei, bi uns hüng vel ut, un dorüm wull hei mi hewwen, ick wull em äwer nich bedreigen, denn wenn du un Vader in jug Gaudheit mi't ok nich seggt hewwt, wo dat mit uns steiht un dat wi arm Lüd' worden sünd, so heww ick dat doch lang markt. Nu weiten't de Lüd' so tämlich all, un wenn nu ein kümmt un will mi heww'n, denn will hei mi un nich dat Geld, un't is jo mäglich, dat hei de Rechte is.« Un dormit stunn sei up un namm ehr Neihgeschirr tausam un küßt ehr Mutting: »Gun Nacht, Mutting!« un gung in ehr Slapkamer. De Möllerfru satt noch 'ne Tidlang still in Gedanken un süfzt: »Recht hett sei, un uns' Herrgott mag allens taum besten regieren!« – Sei gung ok tau Bedd, un allens lagg in deipe Rauh; blot de Mähl, de dreiht sick ahn Rauh un Rast un klappert un jog, un de Arm grepen nah links un nah rechts in wille Hast as en Minsch, de in drange Not sitt un arbeit't sick af un quält sick, dat hei rute kamen müggt ut den Stoff von dat dägliche Gewarw; un von dat Mählrad leckt dat Water run, as wir't de bittersure Sweit,[52] un deip un'n in'n Grun'n, dor runscht de Bäk mit einerlei Red' un mit einerlei Sang: »Dat helpt di nich! Dat helpt di nich! Ick bün din Hart. So lang ick fleit mit Well up Well, mit Wunsch up Wunsch, so lang hest du kein Rauh. Wenn de Aust äwer kümmt un dat Kurn ript, denn ward min Strom sachter fleiten, denn makt de Möller dat Schütt tau, denn steiht allens still, un denn is't Sünndag.«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 4, Rostock 1967, S. 43-53.
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