[71] So'n rechten Hanschendörper Bur,
Dat is 'ne snurr'ge Kreatur.
Wenn de mal kümmt tau Stadt herin,
Dat's grad, as wenn de Ap sick in
Pickstäweln hett infangen laten
Un weit nich recht, wo ut noch in.
Na, einmal kröp ut sinen Katen,
Wo hei in buren was un tagen,
De ein von ehr, oll Jochen Hagen,
Un gung tau Stadt hen nah Stemhagen.
As hei nu dor herümmer dwätern deit,
Dunn seggt tau em oll Hanne Heinz:
»Na, Brauder Hagen, na, wo geiht't?«
»Dat geiht jo noch, so as Ji seiht.«
»Je, Brauder Hagen, hür mal eins!
So kannst du hir nich rümmer lopen,
De Jung's, de kamen süs tau hopen,[71]
Din Bort is tollang unner dine Snut,
Du sühst jo as en Farken ut.
Irst geihst du hen un lettst di hübsch balbieren,
Denn nahsten kannst du 'rüm spazieren.«
»Den Dunner!« seggt oll Jochen Hagen,
»Ji sünd verdeuwelt fin hir tau Stemhagen.
Na, wenn dat möt, denn möt't ok scheihn.«
Hei makt sick also up de Bein
Nah'n ollen Dokter Metzen hen.
Irst steiht hei dor un gapt un gapt;
Na, endlich seggt sei doch: »Wat gew'ck Em, wenn
Hei mi den Bort herunner schrapt?«
»Ja«, seggt oll Dokter Metz, »min leiwe Fründ,
Dat kümmt drup an, so as de Metzers sünd.
Mit dit, dor kost't de Spaß twei Gröschen.«
»Den Dunner ok!« seggt Jochen Hagen,
»Dor möt'ck binah en Dag för döschen!«
»Denn möt Hei't mit dat anner wagen,
Dat heww ick noch hüt morgen wett't
Un is tau'm Schilling ingeset't.«
»Dat Geld is gor tau knapp up Städen
Un slimme Tiden sünd anjetz.«
»Na, gaud – ick will Em nich bereden,
Denn nehm Hei sick dat Sößlingsmetz.«
»Na, denn will'n w't dor mal mit probieren.
Ick heww jo anners doch kein Wahl«,
Seggt Hagen nu un set't sick dal,
Un Metz fängt an em tau balbieren.
Na, so'n Stück Arbeit möt man kennen!
Oll Metz treckt irst den Rock sick ut
Un spuckt sick dreimal in de Hän'n,
Denn de oll Hagen hadd 'ne Hut
So as so'n olles Seehundsfell,
Wat äwer'n Reisekuffert is.
Oll Hagen set't sick nu tau Stell,
Metz höllt mit eine Hand em wiß,[72]
Un mit de anner un dat Sößlingsmetz
Fuhrwarkt hei em nu in't Gesicht herin.
»Na«, denkt oll Hagen, »dit's was Nett's!
Wat ick doch för en Esel bün!
Dit heww ick würklich nüdlich drapen.«
Doch't süll noch fiwmal anners kamen.
Metz ward nu unner't Kinn em schrapen,
Oll Hagen bitt de Tähn tausamen,
Hei böhrt den Kopp so hoch un ümmer höger,
Binah vör Weihdag ludhals' schreg 'e;
De Gördel ward em ümmer enger,
Hei ward so lang un ümmer länger,
Binah so lang as Lewerenzens Kind.
»Holt! Dunnerwedder! Holt mit din Geschind'!
Meinst du, dat ick min Fell heww stahlen?
Un dorför sall ick noch betahlen?«
»Ih wat!« seggt Metz, »sitt du man wiß.
Dat treckt sick allens wedder t'recht.
Bedenk, dat dit en Äwergang man is,
As tau de Hun'n de Voß hadd seggt,
As sei dat Fell em äw're Uhren togen.
De Tähn tausam un tau de Ogen!
Mak doch nich glik so'n grot Gewes'!
Wi kamen nu irst unn're Näs'.«
Un nu gung't wedder los up unsern Ollen.
Hei kreg em an de Näs' tau hollen,
As würd hei'n gor nich anners tämsen
Un wull'n sick irst en beten bremsen.
De Oll kunn rögen sick nich im geringsten.
Doch as dat Ding den Anfang namm,
Dunn denkt hei doch, dat Ostern glik un Pingsten
Up einen Dag tausamen kamm. –
Hadd Metz em irsten reckt nah baben,
Denn drückt hei'n nu in einen Dutten nedder;
So lütting würd oll Hagen wedder,
As würd hei ganz tausamen schraben.[73]
De Tranen lepen an de Backen 'run,
Dat Sößlingsmetz, dat rackt un schunn,
As wenn so'n durn-dörchfluchten Egt
Em unn're Näs' herümmer fegt.
Un länger kunn hei nu nich swigen;
Hei fung nu ludhals' an tau schrigen:
»Verfluchter Hund! Nu lat mi los!
Ick wull, ick hadd di, Racker, bloß,
Wo ick di hewwen wull; ick wull di't lihren:
Du Ekel! Nennst du dat balbieren?
Ick will dat nu nich länger liden;
Nu lettst du los mi up de Stell!
Du sallst nu länger nich ut minen Fell
Mit din verfluchtes Metz di Reimen sniden!«
Un dormit löppt hei ut de Dör herut.
O Jemine, wo sach hei ut!
Binah dat ganz Gesicht was schunnen. –
Knapp is de irste Weihdag nu verwunnen,
Ward hei irst sin Geschäft besorgen
Un geiht denn nahst, kümmst hüt nich, kümmst du morgen,
Den Weg nah Hus de Strat herunner,
Dat ganz Gesicht vull luter Tunner.
Hei möt an Metzen sinen Hus' vörbi,
Un as hei neger kümmt ganz sachten,
Dunn hürt hei en gefährliches Geschri –
Oll Metz, de let sin Swin just slachten.
»Haha!« seggt hei, »nu is hei wedder bi;
Nu lett sick wedder ein balbieren.«
Hei steiht nu still, üm sick dat antauhüren,
Un durt nich lang', verduwwelt sick't Geschri,
Un't ward 'ne Wirtschaft un Gewes'.
»Haha!« seggt hei, »nu is hei unn're Näs'!«
Buchempfehlung
Den Bruderstreit der Herzöge von Gothland weiß der afrikanische Anführer der finnischen Armee intrigant auszunutzen und stürzt Gothland in ein blutrünstiges, grausam detailreich geschildertes Massaker. Grabbe besucht noch das Gymnasium als er die Arbeit an der fiktiven, historisierenden Tragödie aufnimmt. Die Uraufführung erlebt der Autor nicht, sie findet erst 65 Jahre nach seinem Tode statt.
244 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro