5. De Bullenwisch

[23] »Ick lid dat nich, Gevadder Dreier«,

Seggt de Stadtspreker Snider Meier,

»Wenn hüt de Burgemeister Lisch

Will wedder pachten unse Bullenwisch;

Ick slag ganz patzig vör em up den Disch,

Dat geiht jo rein ut Rand un Band!

Fiw Daler – un dat man Courant?«

Sei güngen taum Termin.

Hir stunn de Herr Burmeister Lisch,

As wir de Bullenwisch all sin,

Ganz ruhig achter'n gräunen Disch,

Set't sick de Brill up sine Näsen,

Üm de Bedingung af tau lesen.

Dunn sprak hei so: »Min leiwen Frün'n,

Ick dauh binah 'ne wohre Sün'n

An Fru un Kind, wenn ick up't Frisch

Vör't negste Johr mi pacht de Bullenwisch.

Fiw Daler! För so'n sures Fauder!

Fiw Daler! – Ja, un wir't min liwlich Brauder,

Un wir't uns' Herrgott sülwst in'n Hewen,

Ick künn nich mihr för so 'ne Wisch em gewen.

Indessen as Burmeister von de Stadt

Will ick up't Frisch en Hart mi faten

Un will mi hüt nich lumpen laten,

Ick will de Wisch mi wedder meiden

Un will fiw Daler wedder beiden.

Also – fiw Daler beid' ick an!

Fiw Daler! – Wer bütt wider?«

»Un noch acht Gröschen«, säd de Snider.

De Herr Burmeister denkt, hei hett sick man verhürt;

Ganz argerlich, dat ein em stürt,

Schriggt hei noch drister as vörher:

»Fünf Taler! sag ich. Wer gibt mehr?«

Un süh! de zackermentsche Snider[24]

Bütt noch mit sößteihn Gröschen wider.

De Herr Burmeister richt't sick hoch in En'n,

Leggt äwer sine Ogen beide Hän'n,

Dormit hei beter kiken künn,

Un kickt dorhen, wo unse Snider stünn.

Den Snider bewt dat Hart in sinen Liw,

De Herr Burmeister bütt noch mal sin »fiw«,

Gevadder Dreier stött den Snider an:

»Lat di nich lumpen, Vaddermann!«

»Söß Daler«, röppt de Snider, »gew' ick Meid'!«

Doch uns' Burmeister, rasch entslaten,

Will sick de Wisch nich nehmen laten:

»Wat is denn dat för 'n dämliches Gebeid'? –

Fiw Daler! – Wat sall dat bedüden?

Taum irsten, annern un taum drüdden!«

Bautz! sleit hei up den Disch:

»Min is de Bullenwisch!«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 2, Rostock 1967, S. 23-25.
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