Abendmahl

[591] Ewiges will zu uns. Wer hat die Wahl

und trennt die großen und geringen Kräfte?

Erkennst du durch das Dämmern der Geschäfte

im klaren Hinterraum das Abendmahl:


wie sie sichs halten und wie sie sichs reichen

und in der Handlung schlicht und schwer beruhn.[591]

Aus ihren Händen heben sich die Zeichen;

sie wissen nicht, daß sie sie tun


und immer neu mit irgendwelchen Worten

einsetzen, was man trinkt und was man teilt.

Denn da ist keiner, der nicht allerorten

heimlich von hinnen geht, indem er weilt.


Und sitzt nicht immer einer unter ihnen,

der seine Eltern, die ihm ängstlich dienen,

wegschenkt an ihre abgetane Zeit?

(Sie zu verkaufen, ist ihm schon zu weit.)


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 591-592.
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