Der Apfelgarten

[637] Borgeby-Gård


Komm gleich nach dem Sonnenuntergange,

sieh das Abendgrün des Rasengrunds;

ist es nicht, als hätten wir es lange

angesammelt und erspart in uns,


um es jetzt aus Fühlen und Erinnern,

neuer Hoffnung, halbvergeßnem Freun,

noch vermischt mit Dunkel aus dem Innern,

in Gedanken vor uns hinzustreun


unter Bäume wie von Dürer, die

das Gewicht von hundert Arbeitstagen

in den überfüllten Früchten tragen,

dienend, voll Geduld, versuchend, wie


das, was alle Maße übersteigt,

noch zu heben ist und hinzugeben,[637]

wenn man willig, durch ein langes Leben

nur das Eine will und wächst und schweigt.


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 637-638.
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