Das Original

[310] Ich bin sehr dagegen,

Daß sich ungelegen

Jemand aufdrängt.

Aber meinen Segen

Hat, wer eines Wortspiels wegen

Sich zum Beispiel aufhängt.


Ich bin darin ganz besonders eigen,

Denn ich sehe vieles weit voraus.

Nur ich kann das immer nicht so zeigen. –


Nie betritt ein blinder Mann mein Haus,

Wenigstens nicht meine Räume,

Weil ich einmal eines Nachts in Schweden[310]

Träumte – und ich kenne meine Träume –

Nein, wir wollen lieber andres reden.


Wenn ich mal wo so betrunken war,

Wie ich für gewöhnlich niemals bin,

Geh' ich dorthin nie mehr hin;

Darin bin ich sonderbar.

Und ich trinke, wenn ich vor Geschäften

Stehe, überhaupt so gut wie nichts,

Denn ich stehe so gewissen Kräften

Nahe. Und der Ausdruck des Gesichts

Wechselt stets bei mir in Intervallen.

Ist dir das und andres an mir aufgefallen?


Nun, ich weiß: Ich passe nicht ins Leben,

Weil ich hungern kann. Ich werde nie

Mein Geheimstes jemals Leuten preisgeben,

Die nicht groß sein können oder die

Eng am Gelde hängen.

Warum sollte ich mich denen aufdrängen!


Willst du, bitte, nun mal andre Leute

Ganz diskret befragen,

Was sie über mich und meine Meinung sagen

Und was ich für sie bedeute.


Gelt, du weißt, daß ich nicht gern verspreche,

Weißt auch, daß ich etwas halten kann?

Und – – – Genug! Du bist mein Mann! –

Lebe wohl! – Zahl' ich – zahlst du die Zeche?

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 310-311.
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