Gewisse junge Burschen

[355] Seltsam schauen diese Jungen ins Leben,

Davon sie gar nichts begreifen,

In einer Zeit, da sie gar nichts erleben

Und eben deshalb so gesund reifen.


Drückt kein Gewehr sie, auch kein Ranzen.

Ohne zu ahnen, wissen sie.

Ohne zu fragen, beherrschen und tanzen

Sie sicher jede Zurzeit-Melodie.


Wie lange wird's währen?

Wer ist der erste Rohling, der spricht,

Um sie aufzuklären?

Ich wagte es nicht.


Und ihre Mädchen, vom gleichen Jahr,

Meist jünger sogar,

Lassen sich gern scheinbar lenken

Und empfinden wunderbar:

Er gibt uns gar nichts zu denken.


Gönnt doch den jungen, frischen

Tieren ihr freudiges Weichmaulgefräß.

Ihrem Zahnarzt entwischen

Sie doch nicht. Bestimmungsgemäß.


Neben mir, still, vom Ball abgewandt,

Steht so einer dergleichen.

Ich möchte so gern aus der flachen Hand

Ihm ein Stück Zucker reichen.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 355.
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