Immer wieder Fasching

[339] Wenn der Fasching kommt, wird viel verboten.

Aber manches wird auch andrerseits erlaubt.

Dann wird nicht nur Dienstboten,

Nein, auch Fürstenhäusern enstammten

Damen oder Frauen von Beamten

Die Unschuld geraubt.


Jeder läßt was springen.

Viel ist los.

Und vor allen Dingen

Beine und Popos.


Wenn sich Masken noch einmal verhüllen

Mit Phantastik, Seide, Samt und Tüllen,

Zeigt sich sehr viel Fleisch und sehr viel Schoß.

Daß wir, eh' wir heimwärts schwanken,

Unsern steifen Hut zerknüllen

Im Gedanken:

Hätten wir die Hälfte bloß!


Also brechen wir auf!

Ach nein, bleiben wir noch,

Bis an ein Loch.

Schließlich löst sich alles doch

In Papier auf.


Man vertrollt sich lärmlich,

Wendet sich erbärmlich,

Jedermann ein abgesetzter Held.


Draußen Sturm. Es hetzen

Über Dächer kalte Wolkenfetzen

Unterm Mond. Wir setzen

Uns ins Auto, fröstelnd vor dem letzten Geld.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 339.
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