Jene kleinsten ehrlichen Artisten

[333] Jener kleinsten, ehrlichen Artisten

Denk ich, die kein Ruhm belohnt,

Die ihr Dasein ärmlich, fleißig fristen,

Und in denen nur die Zukunft wohnt.
[333]

In Programmen stehen sie bescheiden,

Und das Publikum bleibt ihnen stumm.

Dennoch geben sie ihr Bestes und beneiden

Größre nicht. Und wissen nicht, warum.


Grober Dünkel drückt sie in die Ecken.

Ihre Grenze ist der Rampenschein.

Aber nachts vor kleinen Mädchen recken

Sie sich auf in Künstlerschwärmerein.


Die ihr bleiben sollt, wo wir begonnen,

Mögt ihr ruhmlos sein und unbegabt,

Doch euch tröstet: Uns ist viel zerronnen,

Schönes, was ihr jetzt noch in euch habt.


Ehrlichkeit ist Kunst und derart selten,

Daß es wenig Wichtigeres gibt.

Euer Schicksal wird euch reich vergelten,

Daß ihr euer Schicksal habt geliebt.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 333-334.
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