Olaf Gulbransson

[303] In der freien Sonne, angesichts

Schöner Tennisspielerinnen,

Steht ein Stier.

Nur ein schmales Linnen

Bammelt ihm vorm Bauch und verdeckt nichts.


Goldig blinken kleine Einzelhärchen

Auf der nackten, braunen Haut.

Etwas brummt behaglich. Und ein Märchen

Wächst ringsum aus Gras und Kraut.


Etwas rund und blank wie Billardglatze

Wendet sich. Man sieht:


Olaf Gulbransson

[303] Eine undressierbar wilde Katze.

Die beugt sich zurück und zieht –

Gott weiß wie – wunderliche,

Unvergleichbar sichre Zauberstriche.


Breitbeturbant geht ein Riesenkind

In dem schon geschilderten Gewande

Grinsend durch die Wiese und den Wind

Nach dem Strande.


Einen dreisten Seehund sieht man in dem kühlen

Wasser draußen sich zu Hause fühlen.

Echter Whisky strömt durch echte Kehle.

Irgendein beschissner Tropf

Will sich über Großes lustig machen.

Eine Flasche fliegt ihm an den Kopf.

Es ertönt ein echtes Lachen.

Leise seitwärts schreitet eine zarte Weltallseele.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 303-304.
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