Zu einem Geschenk

[349] Ich wollte dir was dedizieren,

Nein schenken; was nicht zuviel kostet.

Aber was aus Blech ist, rostet,

Und die Messinggegenstände oxydieren.

Und was kosten soll es eben doch.

Denn aus Mühe mach ich extra noch

Was hinzu, auch kleine Witze.

Wär' bei dem, was ich besitze,

Etwas Altertümliches dabei – –

Doch was nützt dir eine Lanzenspitze!

An dem Bierkrug sind die beiden

Löwenköpfe schon entzwei.

Und den Buddha mag ich selber leiden.

Und du sammelst keine Schmetterlinge,

Die mein Freund aus China mitgebracht.

Nein – das Sofa und so große Dinge

Kommen überhaupt nicht in Betracht.

Außerdem gehören sie nicht mir.

Ach, ich hab' die ganze letzte Nacht

Rumgegrübelt, was ich dir[349]

Geben könnte. Schlief deshalb nur eine,

Allerhöchstens zwei von sieben Stunden,

Und zum Schluß hab' ich doch nur dies kleine,

Lumpige beschißne Ding gefunden.

Aber gern hab' ich für dich gewacht.

Was ich nicht vermochte, tu du's: Drücke du

Nun ein Auge zu.

Und bedenke,

Daß ich dir fünf Stunden Wache schenke.

Laß mich auch in Zukunft nicht in Ruh.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 349-350.
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