Abermals in Zwickau

[420] (1929)


Rings um das Zwickauer Krankenstift

Torkeln im Schnee fette Raben,

Die wissen nicht, was Pulver und Gift

Ist und wie gut sie es haben.


Es geht modern und freundlich zu

In den sauberen Krankenstationen.

Ich möchte gern einmal in Ruh

Dort ein, zwei Jahre wohnen.


Wenn das verdammte Kranksein nicht war,

Das die zum Eintritt verlangen!

(Dann wird man zwar wie ein Teddybär

Von Ärzten und Schwestern empfangen.)


Ich denke mir: Sie sterben nie –

Die außerhalb – die Raben –

Und sind wohl auch nur Krähen, die

Was gegen Zwickau haben.


Weil sie mit ihrem großen Blick

So hell und weitaus spähen. –

Ein neuer Eindruck hier in Zwick.

Prost, Ärzte! und prost, Krähen!

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 420.
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