[62] Teutschland / Hofemeister / Merkurius / König Ehrenvest / Heerzog Herman / Fürst Klaudius Civilis / Heerzog Wedekind.
TEUTSCHLAND. Da werden wir heute abermahl einen frölichen und recht kurtzweiligen Tag haben / denn diese Leute / dieweil sie in einem so seltzamen Habit auffgezogen kommen / vielleicht Gaukkeler / oder Bierfechter / oder auch wol Seiltäntzer seyn mügen / welche Gesellen mit Jhrem Taschenspielen / Lufftsprüngen und tausend anderen grillen und Zuseheren die Zeit sehr ahrtig zu kürtzen wissen. Solte es aber eine andere ahrt Leute seyn / so muß die Frau Wollust sich bemühen / einen sonderlichen lustigen Possen mit Jhnen anzurichten / auff daß wir ja diesen Tag ohne Freude und Ergetzligkeit nicht zuem ende bringen. Aber / siehe da / es kommen unser Leute schon is wieder mit Jhrer fremden Gesellschafft!
Merkurius wird benebenst denen vier alten Teutschen Helden von den beiden Edelleuten vor den Königlichen Trohn geführet / darauff fähet an zu reden der.
HOFEMEISTER. Allerdurchläuchtigste Königinn / Gnädigste Frau / es bedanken sich gegenwertige fremde Herren zuem höhesten und dienstfleissigsten / daß E[ure] Majestät sie hat wollen anhero foderen lassen / unterthänigst bittend / Jhnen gnädigste audientz zu verstatten.
TEUTSCHLAND. Wir sehen es gantz gerne / daß diese Herren sich bei unserem Königlichem Hofe haben einstellen wollen / geruhen auch gnädigst / Jhr anbringen zu hören und nach beschaffenheit deroselben Vertrages Jhnen eine gewierige resolution zu ertheilen.
MERKURIUS. Allerdurchläuchtigste Großmächtigste Königinn / Gnädigste Frau / E[ure] Majestät unterthänigst anzudeuten[63] kan Jch nicht unterlassen / welcher gestalt gegenwertige alte Teutsche Helden / als König Ehrenvert / Heerzog Hermann / Fürst Civilis und Heerzog Wedekind / weiland E[uer] Majestät Königlichen Vorfahrinnen des alten Teutschlandes höchstlöblichsten andenkens gehorsahmste Diener und Printzen auff sonderbahre Erlaubnisse Jhrer Oberen sich aus den Eliseischen Felderen / in welche sie theils über die sechszehnhundert Jahr nach Jhrem ableben sich verhalten / wiedrum heraus an diese Welt begeben / Eure Majestät als daß neue prächtige Teutschland / deroselben Leben / Wesen / Wandel / Policei / Regiment / Sitten und Gebräuche / welche so wol zu Krieges als Friedenszeiten in gebührende obacht werden genommen / etlicher mahssen zu erkündigen / damit sie wegen der grossen Ehre und Herrligkeit / in welcher sie Eure Majestdtt als Jhre gnädigste Gebieterinn sehen angesetzet / sich von gantzer Seele möchten erfreuen / bitten hiebenebenst unterthänigst / E[uer] Majestät wolle es Jhr nicht lassen zuwieder seyn / daß sie sich etliche weinig Tage an deroselben Königlichen Hoff auffhalten / sie erbieten sich hinwieder E[uer] Königl[ichen] Majestät unterthänigste gehorsahmste Diener zu leben und zu sterben.
TEUTSCHLAND. Merkuri / (denn vor denselben sehe Jch dich in betrachtung deines Habits billig an) dein vorbringen haben wir verstanden und können dir hierauff in gnädiger Antwort nicht verhalten / wie daß wir gahr wol leiden können / daß zu zeiten Fürstlichen ja Königlichen Standes Personen uns unterthänigst auffzuwahrten an unseren Königlichen Hof sich verfügen / daß du aber nach deiner leichten Schwätzer ahrt uns zu überreden vermeinest / als wenn gegenwertige vier Kerle deine Gesellen alte Teutsche Könige und Fürsten wären / solches halte Jch vor eine[64] solche vermessene temeritet, welche billig hoch zu bestraffen.
MERKURIUS. Allergnädigste Königinn / der Himmel wolle mich ja nimmermehr eine solche Thorheit lassen begehen / daß Euer Majestätt Jch vorsetzlicher weise einige Unwarheit vorzubringen / mir freventlich solte gelüsten lassen: Es können gegenwertige Teutsche Helden Jhres hohen Standes halber befraget / und dafern sie die jenige Personen nicht sind / vor welche Jch sie angegeben / wil Jch mich E[uer] Majestät zu harter und wolverdienter Straffe gern unterwerffen.
TEUTSCHLAND. Wolan / könnet Jhr denn von Euch selber Zeugnisse geben Jhr alte Gesellen / ey so lasset doch hören / was seid Jhr endlich wol vor Kavallier?
KÖNIG EHRENVEST. Wir wissen zwahr nicht (O mächtiges Teutschland) was Kavallier vor Leute sind / denn dieses fremde Wohrt bei den alten Teutschen niemahlen bekant gewesen / Unseren Namen aber begehren wir gar nicht zu verleugnen. Jch bin der Alten Teutschen wolbekanter König Ariovistus oder Ehrenvest / dieser ist der Heerzog Arminius oder Herman / welcher in unterschiedlichen Treffen mich / dem der Julius Cæsar einsmahls im Kriege obgelegen / redlich an den Römern hat gerochen. Seht dieser ist der Mannliche Fürst Klaudius Civilis / der die grosse Römische Macht vom Reinstrohm in weiniger Zeit hat hinweg gejaget / und dieser letster ist der Heerzog Wedekind / welches Leben und Thaten so weinig als der anderen dir nicht unbekant seyn können.
TEUTSCHLAND. Was saget Jhr? Seid Jhr alte Teutsche Könige? Seid Jhr alte Teutsche Fürsten? Ja wol! Wer könte oder solte doch immer glauben daß Jhr so grosse Heldenthaten[65] hettet begangen? Daß werdet Jhr wahrlich mich nimmer überreden: Jch habe zwahr von den Ariovisten / Arminium / Civilen / Wedekinden und wie die Narren alle heissen / offtmahls viel seltzames zeuges gehöret und gelesen / aber was haben sie damit außgerichtet? Gesetzet / das solche Kerle ehmahl in Welt gelebet. Ja gestanden / daß eben Jhr dieselben Kumpanen seid / was ist es denn endlich mehr? Was habet Jhr denn wol grosses oder herrliches in Euren Lebenszeiten begangen? Wollet Jhr grosse Fürsten seyn und wisset von denen Höfischen Complimenten eben so weinig als der gröbester Baur? Nein fürwahr / meine itzige Teutsche Fürsten wissen ein weinig andere und bessere Beso los manos zu machen.
KLAUDIUS CIVILIS. Ey Teutschland schmähe uns doch nicht; Wir verstehen uns zwahr auff keine Komprementen und basus manus / ja wir wissen nicht einmahl was dieses gesaget sei. Die alte Teutsche pflagen sich wol einfältig / aber dennoch gehorsahm und redlich bei Jhren Königen und Fürsten einzustellen / zu deme / so bringet es unsere ahrt und Natur nicht mit / daß wir von hohen Dingen viele zierlicher Wohrte machen / sondern grosse Sachen tapfer und unerschrokken angreiffen und zuem Ende bringen.
TEUTSCHLAND sehr hönisch. Daß kan nicht fehlen / Jhr müsset trauen gahr grosse Thaten im Kriege haben außgerichtet / man siehet es auch an Euren schönen Waffen wol! Aber / kommet Jhr mit Euren breiten Henckerßplötzen in meinen jtzigen Kriegen einmahl auffgezogen / man wird Euch dergestalt wilkommen heissen / daß Jhr Euch gegen dem Feinde bald mit dem Rükken werdet verteidigen / und lieber / wenn Jhr etwann in einem Duel fechten / oder Euren Cammeraden eine Secunde soltet geben / was würdet Jhr mit diesem[66] ungeheuren SchlachSchwerteren außrichten? Da müchte Jch wol sehen / wie Jhr doch eine einzige Lection recht anbringen woltet? nein fürwahr ein Occasion Degen lasset sich bei dieser Zeit ein weinig besser gebrauchen.
HEERZOG HERRMAN. Spotte unser doch so gahr sehr nicht / du prächtiges und hochtrabendes Teutschland / wir haben zwahr die Gewohnheit nicht / daß wir unsere eigene Thaten selber rühmen / man frage aber unsere Feinde und Jhren eigenen Geschichtschreiber den Tacitus / die werden überflüssig bezeugen / mit was Teütscher Hertzhafftigkeit wir diese unsere Gewehre gebrauchet / und wie manches mahl wir den Sieg mit eben diesen breiten Schwertern haben erhalten / getrauen uns auch noch biß auff diese stunde bester massen uns damit zu schützen und unsere Feine zuverjagen / ob wir schon nicht wissen / was der Dabell / Kamperaden und Zakkünden vor Leute / noch die Akkazion Degen vor Waffen seyn mügen.
TEUTSCHLAND. Mein Gott / was seid Jhr doch albere einfältige Schöpfe! Verstehet Jhr denn nicht drei Wohrt Französisch? Wie gedenket Jhr arme Teuffel doch heute zutage durch die Welt zu kommen?
HEERZOG WEDEKIND. O Teutschland / unsere Teutsche ist eine so tapfere / schöne und Majestätische Heldenspraache /daß sie es allen anderen Spraachen weit zuvor thut / und ist es wahrlich hoch zubeklagen / daß eine solche grosse Königinn sich nicht schämet Jhre so vollenkommene eigene Spraache zu einer Schlavinnen aller anderen / sonderlich aber der Französischen zu machen / Gott gebe nur / daß dieses nicht ein Vorbild sei der künfftigen Dienstbarkeit / in welche[67] dein mächtiges Königreich durch die gahr zu grosse Verehrung fremder und außländischer Völker dörffte gerahten!
TEUTSCHLAND. Siehe da / ein neüer Prophet! O grosser Fantast! O grand fol! Du machest dir ja wahrlich all zu vergebliche Sorge! weissest du nicht / daß meine Macht so groß ist / daß kein Volk unter der Sonnen auch nur in seine Gedanken darff nehmen / sich mir zu wiedersetzen / ja die gantze vereinigte Welt würde sich fürchten / Teutschland anzugreiffen. Was du aber von der Perfection der Teutschen Spraache daher parlirest / darüber muß Jch wahrlich von Hertzen lachen: Jch wolte par ma foy, lieber alles Teutsche vergessen / als nicht auch etwas Französisches / Jtaliänisches und Spanisches dabei schwätzen können / es stehet ja nichtes nobler noch amiabler, als wenn man zu Zeiten in seinen Discoursen allerhand fremde Wöhrter mit untermischet / solches machet der Rede ein feines Ansehen / und kan man sich offt dadurch in grosser Leute gratia insinuiren.
KÖNIG EHRENVEST. So viel Jch verstehe / Teutschland / so bist du von deiner alten Einfalt / Treüe / Redligkeit / Wahrheit und Tapferkeit sehr weit abgewichen / deine edle Teutsche Spraache / gegen welcher die anderen nur flikspraachen sind / stinket dich gleichsahm an / du redest alles vermischet und auff fein Kauderwelsch daher / und welches zu verwunderen / so trotzest du auff deine grosse Macht und Gewalt mit einer solchen vermessenheit / als wenn dein Regiment ewig müste tauren. Weist du aber nicht / daß auch vor dir schon viele mächtige Käyserthum und Königreiche sind zu gründe gangen? Hühte dich vor vielen / dafern du ja vermeinest / du könnest von einem nicht bezwungen werden. Glaube nur O sicheres Teutschland / daß / wenn gleich deine Feinde dich nicht so bald mit öffentlicher Gewalt können bezwingen / daß sie dich doch zuletst durch heimliche List und Praktiken leicht überwinden werden.[68]
TEUTSCHLAND. Was hast du alter Narr mir viel von überwinden vorzuschwatzen? Schämest du dich nicht die zahrten Ohren einer so mächtigen Königinnen / deß unüberwindlichsten Teuschlandes mit so gantz ungereimten Plaudereien zu beschwehren / Ey sehet doch die schöne Könige und Fürsten / welche wie die Fastnachbutzen / oder wie die Hechlenträger und Schornsteinfeger herein tretten: Man könte sie fürwahr ahrtig in einer Comœdien oder Mascaraden gebrauchen / aber Jch halte gäntzlich davor / daß sie weder ein Ballet, noch eine Courante, noch eine Gagliarda zu Tantzen wissen / so gahr nichtes ist doch a la mode an diesen Saurtöpfen / welche mit Jhren freundlichen Angesichtern den allersüssesten Wein in Essig sollen verwandlen / zu finden. Nein / ümme Gottes willen / bringet mir solche plumpe und indiscrete Kerls nicht mehr nach is Hofe. Meine Teutsche Printzen / Edelleüte und favoriten wissen sich ein weinig besser zu comportiren, ja so nettement nach der Französischen manier in Kleideren / gebehrden / Wohrten und allem Jhrem thun und lassen zu halten / daß man sich zum allerhöhesten drüber kan delectiren. Diese 4. Fantasten aber wollen alles auff die alte Teutsche manier haben / plauderen zu dem ende heraus alles was Jhnen nur ins Maul komt / hinweg mit Jhnen!
MERKURIUS. Endlich wil mir gebühren / meiner bißhero höfflich gezähmten Zungen den Zaum zu lösen und dir / O du stoltzes / sicheres und hochtrabendes Teutschland deine unzehliche Gebrechen und grobe Mängel kürtzlich vorzuhalten: Diese alte Teutsche Könige und Fürsten die allertapferste Helden / so jemahls haben gelebet / kommen als Gäste und Fremdlinge / dich bei deinem itzigem 2hohen und glükseligem Zustande zukennen. Sie kommen als auffrichtige Teutsche Biederleute / vermeinend von dir Jhrem[69] verdienste nach wol und freundlich empfangen zuwerden / du aber / O stoltze Königinn durch des Glükkes Schmeichelei über die mahssen sehr auffgeblasen / und durch die schändliche Wollust von allen Tugenden entfremdet / honest /s schmähest / verachtest und verlachest diese redliche Biederleute: Jhre alte löbliche Sitten und Gebräuche müssen dir eine bäurische Grobheit heissen / Jhre einfältige Redligkeit wird Jhnen zuer Tohrheit gerechnet / Jhre Kleidungen und Waffen sind dir ein Ekkel / Ja Jhre und deine selbst eigene angebohrne Majestätische Heldenspraache wird von dir verspeiet und gegen andere Barbarische Spraachen gleichsahm vor nichtes geachtet / und / daß Jch es kurtz mache / du geberdest dich nicht als etwann eine Teutsche gebohrne Königinn / sonderen vielmehr als ein ehrgeiziges / vermessnes / ruchloses Weib. Es werden aber diese vier alte tapfere Helden / die so manchen Feind / ja sich selber so vielmahls überwunden / auch diese Grobheit dir zu guhte halten und von deinem unteutschen Hofe gantz gerne und willig abweichen.
TEUTSCHLAND sehr entrüstet. Was sagst du leichtfertiger Plauderer? Jst mein Königlicher Hoff ein unteütscher Hoff? Wer hat dir und deiner gauklerischen Gesellschafft befohlen an denselben zukommen? Wer hat Euch bohten geschikket? Ja / wer hat dich verwegenen Schwätzer gedinget / daß du mir meine Sprache / Sitten und Geberde dergestelt reformiren sollest / und hast du Schätzer anders nicht vorzubringen / so schiere dich hinweg ins Teüffels Namen? Jch habe deiner Saalbaderei schon mehr den allzulange zugehöret.
MERKURIUS. Fein mehlig mein liebes Teutschland / erzörne dich nur nicht so sehr. Jch bin dazu gesendet / daß Jch als[70] ein Priester deß Allerhöhesten / dir die Wahrheit sol sagen und dich vor dem bevorstehendem Unglükke getreulich warnen: Darum höre mir zu: Bist du nicht eine rechte Epikurische Verächterinn GOttes und seines heiligen Wohrtes? Deine Zunge hast du gewohnet zuem Fluchen und deine Lippen zu Schmähen / du gehorchest keinem wolgemeintem Raht mehr: Ja Teütschland / du bist auffrührisch / streitest wieder dein eigenes Haubt mit unmessigen fressen und sauffen Tag und Nacht / und verdirbest dadurch jämmerlich deine eigne Glieder / deine Hände wäschest du im Bluhte / und hast nichtes anders als Krieg im Sinne / der Unschuldige muß leiden / und die Frommen müssen gequählet werden. Du führest ein üppiges und unzüchtiges schandwesen: Deine Hurische Geilheit ist nicht zuersättigen / du raubest und stielest heimlich und öffentlich / dein Geitz ist is unermäslich / du unterdrukkest die Armen und schaffest recht den Gottlosen: O Teutschland / Teütschland / alle Treu und Redligkeit hast du hinweg getrieben und befleissigest dich des Liegens / verleümdens und betriegens / Ja Teütschland / deiner Sünde und Untugend ist so viel / daß sie auch den Sand am Meer weit übertreffen / darum auch dein Fall und Untergang zweiffelsohn sehr nahe seyn muß: Die Gerechtigkeit Gottes kan nicht länger zusehen / es ist hohe Zeit / daß du von Hertzen buhsse thust und abweichest von deinen Gottlosen Wegen. Lasse ab Teütschland den allerheiligsten GOtt mit deinem unchristlichem Leben ferner und noch hefftiger zu erzürnen / Fürwahr Teütschland Jch sage dir: Die Axte ist schon dem Baume an die Wurtzel geleget / wirst du nicht bei zeiten[71]
TEUTSCHLAND wird hefftig ergrimmet / stehet auff / fält dem Merkurio mit sehr zornigen Gebeerden ins Wohrt und spricht. Hat denn der lebendiger Teuffel diesen unverschämten Pfaffen aus der Höllen hieher geschikket daß Er mich in meiner grossen Glükseligkeit sol unruhig machen? War es nicht genug / daß du leichtfertiger Vogel das Amt eines Procoureurs vor diese deine Bettelfürsten hast verwaltet? Mustest du zu diesem allem auch mich / die allergrösseste Königinn der Welt öffentlich schmähen und injuriren? Pakke dich hinweg in aller Teuffel Namen / oder Jch werde meine Generals und vornehmste Colonellen lassen foderen / daß sie dir und deiner Gesellschafft die Hälse brechen und Euch in stükke zerhauen. Trollet Euch von hinnen Jhr nichteswürdige Buben. Was? verziehet Jhr noch? Geschwinde Jhr meine Diener / lasset Lermen blahsen und ein paar Regimenter Mußquetierer anhero kommen / daß sie diese Schelmen und Verrähter also bald vor meinen Augen massacriren.
KÖNIG EHRENVEST. Behüte GOTT Teutschland / wie bist du so gahr ümgekehret? Wie fluchest und lästerst du doch so gahr erschreklich? Jst doch nicht ein einziges Bluhteströpfflein Teutscher Ehre / Treü und Redligkeit bei dir überblieben: Nun wolan / wir wollen deinem grimmigen Zorn gern weichen. Merkuri / führe uns nur bald von hinnen / denn es ist uns unmüglich / die grausame Scheltworte dieses erbitterten Weibes länger anzuhören. Zu deme fürchte Jch / der Himmel müchte wegen solcher erschreklichen Lästerungen auff das verkehrte Teutschland fallen und uns alle nebenst Jhr auff stükke zerschmetteren / darum lasset uns nur bald von hinnen eilen.[72]
MERKURIUS. Gantz gern König Ehrenvest / folge mir nur nach Jhr wehrte Helden / denn Jch spühre außtrüklich / daß der gerechter Gott sich berahten hat / daß verstokte Teutschland um Jhrer übermachten Bößheit willen zu verderben / sonderlich / da sie nunmehr so gahr keinen getreuen Raht oder Ermahnung wil hören noch annehmen: O Teutschland / Teutschland / wie greulich wirst du gestraffet werden!
DIE HELDEN ALLE VIER. Bewahre dich Gott du ruchloses Teutschland / wir sehen dich hinführo nimmermehr. Sie gehen mit dem Merkurio alle ab.
Buchempfehlung
Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro