Auffrichtiger Teütscher Leser.

Ich kan Dir unangedeütet nicht lassen / welcher gestalt man mich hat berichtet / ob solte mein Friedewünschendes Teütschland von etlichen eigennützigen Leuten / ohne alles Mein Vorwissen und Bewilligung an fremden Ohrten sein nachgedrükket und also dem Verleger das Seinige gantz unverantwohrlicher weise gleichsahm abgestohlen. Diese Tokmaüser nun /gleich wie Sie billig zu bestraffen; Also mügen Sie sich versichert halten / daß Sie dieses leichtfertige Stüklein dem Verleger nicht sollen umsonst gethan haben.

Unterdessen bin Jch von Kunstliebenden Freunden mehrmahls erinnert und gebehten worden / daß Jch doch meinem Versprächen zu folge gegenwertigem Schauspiele etliche neue Lieder / mit ihren anmuhtigem auch gantz neuen auff dieselbe gesetzeten Melodeien beifügen und das Friedewünschende Teütschland solcher gestalt vermehret und gebessert zum anderen mahl wieder herauß geben wolte.

Ob Mir nun zwahr wegen meiner vielfältigen Geschäffte sehr weinig Zeit hiezu gelassen; habe Jch jedoch meiner zusage Mich billig erinne-rend / mehrgedachtes Schauspiel mit etlichen beigefügten neuen Liederen (welche gleichfals von eitel neuen / zuvor niemahls auffgeführten unterschiedlichen vier Personen / alß einem alten Celtischen Witdod oder Weltweisen / zweien Klagweiberen und einem mit mancherlei Völker kleidungen seltzam gezierten Ebentheürer auff der Schaubühnen werden gesungen und gespielet) zum andern mahl herauß kommen lassen und selbiges Herren Zacharias Dosen in Hamburg /zu verlegen endlich übergeben wollen / alle und iede /die mit dem Bücherhandel einiger[7] mahssen zu schaffen haben / zum allerfleissigsten hiemit verwarnend /daß Sie sich an diesem leisten / alß dem nunmehr verbessertem und gemehrtem Drukke ia nicht vergreiffen / dem Verleger zum grossen Schaden selbiges etwan nachdrukken und also vorsetzlicher Weise zu offenbaren Dieben und Räuberen, wollen werden. Jch zweifele durchauß nicht / Ehrliche Leute / welche GOTT fürchten und die Redligkeit lieb haben / werden diese treügemeinete Warnung nachdenklich zu Hertzen nemen: Die ienige aber / welche eines schnöden Gewinnes halber Ehre und Redligkeit gantz leichtfertiger weise an die Seite setzen / werden dieselbe / dafern sie sich deß eigennützigen Nachdrukkes nicht enthalten / auch leiden müssen / daß man ihnen in öffentlichen Schafften und Büchern ihren eigentlichen wolverdieneten Titul vor der gantzen ehrbaren Welt giebet und Jhrer Person dergestalt gedenket /daß redliche Hertzen mit solchen Räuberen auch nur ümmezugehen / oder / wie wir Teütsche sagen / nur auß der Kannen zu trinken ein billiches bedenken und abscheüen werden haben und tragen. Fahre wol auffrichtiger Teütscher Leser und er wahrte von Mir / (im falle der barmhertziger Gott das hochbedrängete Teütschland mit dem vielerwünschetem güldenen Friede beseliget /) mit ehistem in einem neuen Schauspiele daß Friedeiauchtzende Teütschland. Jmmittelst verbleibe günstig dem ienigen / welcher sich verpflichtet dir alle Christmügliche Dienste zu erweisen so lange Er ist.

Johannes Rist.

Quelle:
Johann Rist: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1972, S. 7-8.
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