[8] Wenn das Vermügen mit meinem hertzlichen wünschen / hinwieder der Wunsch mit meinem gahr weinigen Vermügen bei dieser Zeit könte übereinstimmen / so würde Jch der Hochlöblichsten Fruchtbringenden Gesellschafft / nicht Das Friedewünschende /sondern viel lieber / daß mit Friede und Ruhe schon glüklich beseligte Teütschland vor Jhre hochvernünfftige Augen stellen und zu bezeugung hertzlicher Freude eine hellklingende Friedens-Posaune durch das gantze Vaterland is Rüstig darüber erschallen lassen. Dieweil aber das allgemeine Elend dieser grossen und ehemals glükseligen / nun leider höchstbedrängeten und in eusserster Gefahr schwebenden Königin des langgeplagten Teutschlandes ein solches nicht zugibt / und gleichwol meine unterthänige Schuldigkeit eines dankbaren Gemühtes Anzeigung schon längst erfodert / habe Jch nicht unterlassen wollen gegenwertiges wolgemeintes Schauspiel Einem so hochbelobtem Orden demühtig zuzuschreiben / Dieweil Jch sattsahm bin versichert / daß schwehrlich einige andere Gesellschafft zu finden / welche gedachtes mein Friedewünschendes Teütschland gnädiger und[9] günstiger annehmen / vernünfftiger davon urtheilen / den auch vermüglicher schützen und handhaben könne oder wolle; Denn / es sei / daß Jch den Uhrsprung dieser herrlichen Gesellschaft / oder die treffliche Helden /welche selbige gestifftet / oder die rühmliche Anzahl der weltbekanten Gesellschaffter / oder deroselben höchstlöblichen Zwek und absehen / oder auch vieler Fruchtbringenden Gesellschaffter nützliche Arbeit /Schrifften und Bücher betrachte; So muß ich mit Verwunderung bekennen / daß solches alles durch sonderbare Göttliche Schikkung seinen Anfang und Fohrtgang genommen / dahero auch dieser Edlen Gesellschafft thewr erworbener Tugendruhm so lange wird verbleiben / als Menschen-Kinder diese Erdenkugel bewohnen und einige Schrifften in der Welt annoch zu finden. Denn / was kan doch löblichers / ia was kan christlichers werden angerichtet als ein solcher Orden / in welchem die Edle / wolbegeistete Jugend durch rühmliches vorgehen der Elteren zu allerlei herrlichen / Gott wolgefälligen Tugenden und Erlernung vielerlei nützlichen Sprachen und Künste angereitzet / wobei die sämtliche hohen und niederen Standes Geselschafftere in guhtem Vertrauen erhalten / unsere hochlöbliche Teutsche Mutter- und Heldensprache in Jhre uhralte Reinligkeit / Zierde und Auffnehmen geführet / von den unzeitigen Flikreden fremder Sprachen befreiet und durch fügliche Kunstwöhrter dergestalt wird befästiget / daß man nunmehr allen anderen Sprachen / sie mügen auch heissen wie sie wollen / an Majestät / Reinligkeit / Zierde und Vollenkommenheit nichtes bevor gibt / ja kühnlich kan trotz bieten / wie solches aus unterschiedlichen schönen Schrifften und Bücheren etlicher vornehmer und weltberühmter Gesellschaffter / als Des Höchstgeehrten Nährenden / Des Unveränderlichen / des Kitzlichen / des Wolgenandten /[10] des Befreienden / des Futtrenden / des Vielgekörnten / des Festen / des Friedfärtigen / des Geheimen / des Erwachsenden /des Unverdrossenen / des Nutzbahren / des Gekröhnten / des Einrichtenden / des Spielenden / des Suchenden / des Traumenden / des Wildrenden / des Genossenen / des Ordnenden / gnugsahm erhellet, / (Fürst Ludowig zu Anhalt / Christian / Fürst zu Anhalt /Wilhelm / Landgraff zu Hessen / Moritz / Landgraf zu Hessen / Augustus / Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg / Herman / Landgraff zu Hessen / Dieterich von dem Werder / Wilhelm von Kalchum / genant Lohausen / Pariß von dem Werder / Frantz Julius von der Knesebeke / Joachim Glasenap / Karl von Hillen /Tobias Hübner / Martin Opitz / Friederich Hortleder /Georg Philip Harßdörffer / Justus Georgius Schöttel /Johan Michael Moscherosch / Martinus Milagrius /Augustus Büchner / Christian Gueintz.)
Jst demnach üm so viel weiniger zu verwunderen /daß nicht alleine viele Fürstliche / Gräfliche und Adeliche Personen von Teutschem Geblühte / sondern auch andere treffliche / so wol zu Friedens als Kriegeszeiten berühmte Heide / gewaltige Generalen und Obriste unter Franzosen / Welschen und Anderen /wie auch aus den Nordländeren diesen hochberühmten Orden dergestalt beliebet / daß sie in Demselben auff und angenommen zu werden inständig begehret /gestalt Jhnen denn auch jhre gebührliche Stelle /Wohrt / Namen und Gemählde gegeben und zugeeignet worden / wodurch endlich vielbenante hochlöbliche Geselschafft dermahssen zugenommen / daß /nachdeme sie nun durch Gottes Gnade dreissig Jahre gestanden / in diesem itzigen Eintausend / Sechshundert / Sieben und vierzigsten über die fünftehalbhundert[11] Außerwehlte Fruchtbringende Gesellschafter (welche theils mit Jhren nützlichen Schrifften und rühmlichen Übungen / theils mit guhter Gunst / Zuneigung und Hülffe den Orden merklich befoderen) sich befinden / worunter zwei Kuhrfürsten / zwei und dreissig Hertzogen / zwei Pfaltzgraffen / vier Marggraffen / vier Landgraffen / siebenzehn Fürsten / zwei und dreissig Graffen / ohne etliche hundert andere Adeliche Ritterstandes Personen / Gelährte und um Teutschland hochverdiente Männer sich befinden /wie von diesem und anderen / als der hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschafft Anfang / Satzungen /Vorhaben / Namen / Sprüchen / Gemahlen / Schrifften und unverwelklichem Tugendruhm Des Unverdrossenen schönes Büchlein / der Teutsche Palmbaum genant / beides sehr nützlich und anmuhtig ist zu lesen / welches lobwürdiges Buch Jch einem jedweden Teutschliebenden Hertzen bester mahssen hiemit wil anbefohlen haben.
Wenn denn dieser hocherleuchteten Weltberühmten Gesellschafft gnädigst hat beliebet / Mich / deroselben aller geringesten Diener / der Jch zwahr eine so hohe Begnädigung niemahls dörffen hoffen / wie sie denn auch noch zuer Zeit keinem einzigen meines Standes (den Mürben außgenommen) wiederfahren /Jn diesen Jhren hochlöblichen Orden auff und anzunehmen / gestalt sie denn auch zu dessen Bekräfftigung den Namen des Rüstigen / das Gemählde und den Ordenspfenning mit dem Heiligen Holtz bezeichnet und das Wohrt Wozu man dein bedarff / mir gnädigst hat zugeeignet und aus Jhrem Ertzschreine übersendet; So befinde Jch mich schuldig und verpflichtet / solche unverdiente hohe Gnade mit unterthänigem Danke jederzeit zu erkennen / mich auch hinführe als das allergeringestes Dienstfertiges / jedoch Rüstiges Mitglied dieser hochlöblichen Gesellschafft in allen rühmlichen Begebenheiten / denn auch gegen dem gantzen[12] hocherleuchteten Orden meine Gebühr und Pflicht etlicher mahssen dankbarlich abzulegen und zu erweisen.
Ob sich nun wol mein geringes Vermügen gahr nicht so weit als mein hertzlicher Wille erstrekket /Jch auch wol weis / daß man einer solchen hohen Fürstlichen Gesellschafft auff eine viele andere Ahrt und weise billig solte begegnen; So habe Jch mich doch erkühnet dieses mein schlechtes Schauspiel unter dem Namen des Friede wünschenden Teutschlandes zu den Füssen unserer hochlöblichen Teutschen Helden in Demuth niederzulegen / der guhten Hoffnung gelebend / daß es von denselben / als treüeiferigen Liebhaberen Jhres wehrten Vaterlandes und desselben hochfliegenden Heldensprache mit gnädigen Augen und Händen werde auffgenommen / auch wieder alle dieses Büchleins mißgünstige Anfeindere / wenn sich etwan etliche derselben (woran Jch gleich wol sehr zweifele / denn / wer wolte sich erkühnen einem so Hochfürstlichen Orden vermessentlich sich entgegen zu setzen?) solten finden / mächtig werde gehandhabet und treulich geschützet werden /welche hohe / wiewol unverdiente Gnade mit allen unterthänigen schüldigen Diensten die gantze Zeit seines Lebens dankbahrlich zu erwiederen sich eusserst wird angelegen seyn lassen.
Der Hochlöblichen Fruchtbringenden
Gesellschafft
Jn Unterthänigkeit
Gantz Ergebener
Aller geringster Diener
Der Rustige.
Geschrieben zu Wedel an der Elbe am 8. Tage des Schlachtmonats Jm 1647. Jahr.
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro