[13] Demnach Jch ausser zweiffel lebe / du werdest eine kleine Begierde haben etlicher massen zu wissen /was mich doch habe gereitzet dieses mein Friedewünschendes Teutschland auszusetzen und vor etlichen Monaten auff öffentlichem Schauplatze vorstellen zu lassen / auch was die Zusehere / so wol andere / vornemlich aber die Mißgünstige von diesem Schauspiele etwan geredet / was sie daran gelobet oder getadelt haben; Als kan Jch nicht unterlassen / dir nachfolgenden zwar kurtzen / aber jedoch warhafften Bericht hievon zu ertheilen / nicht zweifflend / du / als ein ehrliches Teutschgesinnetes Hertz unpartheiisch davon urtheilen werdest.
Als zu Ende des negstverflossenen Tausend /sechshundert sechs und vierzigsten Jahres Herr Andreas Gärtner mit etlichen feinen / gelahrten und wolgeschikten Studenten von Königsberg aus Preußen naher Hamburg kommen und in selbiger berühmten Stadt einen öffentlichen Schauplatz / unterschiedliche Traur- und Freudenspiele zuem theil nach Ahrt der Italiäner auff selbigem vorzustellen / mit Bewilligung der gebietenden Obrigkeit dieser hochlöblichen Stadt angerichtet / ist Jhme von guhten Freunden unter anderen wolmeinentlich angedeutet / wie daß auch Jch in meiner Jugend /so wol dieses Ohrtes als anderswo derogleichen Schauspiele /[14] (welche man sonst aus der Griegischen Sprache Komoedien und Tragoedien nennet) mit guhter Vergnügung der Zuseher hätte auffgeführet / wie sie denn auch vernommen / daß Jch derer noch etliche geschriebene / wiewol noch zur Zeit auff der Schaubühne nicht vorgestellete / beihanden hätte. Nach eingenommenem solchem Berichte ist gemelter Herr Gärtner / von etlichen der Seinigen begleitet zu mir heraus kommen / und nachdeme Er Kundschafft mit meiner Weinigkeit zu machen gesuchet / hat Er ferner begehret / Jch müchte Jhm von meinen Freud-und Traur-Spielen etliche lassen zukommen / damit Er sich bei itzigem seinem angestelletem Werke derselben nützlich bedienen könte. Als Jch jhn nun auff dieses sein Begehren freundlich berichtete / daß es zwahr nicht ohne / Jch vor diesem einen guhten Theil dergleichen Traur- und Freuden-Spiele verfertiget und in etlichen derselben die vornemste Händel /welche innerhalb zwantzig Jahren in der Christenheit bei diesen letsten Zeiten sich zugetragen / unter verblühmten Namen hätte vorgebildet / es wären aber dieselbe bei dem jüngsten feindlichen Einfalle (da Jch / wie bekant / viele schöne und kostbahre Sachen verlohren) dergestalt zerrissen / vernichtet und verderbet / daß von etlichen nicht die helffte / von den meisten aber kaum das vierte theil übrig geblieben / Dannenhero Jch mit diesen Schafften / welche zwahr / da sie vollenkommen waren / den Geschichten nach / von Jahren zu Jahren fein ordentlich aneinander hiengen /Jhme vor diesesmahl nicht dienen könte; Jst Er endlich nur mit einem einzigen meiner Freudenspiele (welches Er kurtz hernach unter dem Titul: Probe der beständigen Freundschafft / mit sonderer Zufriedenheit der Zuseher hat auff den Schauplatz gebracht) wiedrum hinein gezogen. Nachdeme Er aber damit noch nicht ersättiget gewesen / hat Er etliche mahl /so wol münd- als schrifftlich von mir begehret / Jch müchte Jhm zuem weinigsten noch ein[15] einziges mehr gedachter Schauspiele mittheilen / Jch würde Jhn dadurch mir höchlich verbinden. Damit Jch nun dieses guhten Mannes inständiger Bitte endlich ein genügen thuen und Jhme mit einer neuen Erfindung außhelffen müchte / habe Jch mich endlich erhöhten / Jhme hierinne durch auffsetzung eines gantz neuen Spieles /dieweil es mit Verbesserung meiner Alten fast grösser mühe haben würde / gern zu dienen.
Als sichs demnach begeben / daß eben um die Zeit / nemlich zu Anfange dieses 1647. Jahres das süsse Geschrei und die höchsterwünschete Zeitung fast durch die gantze Christenheit erschollen / es würde der in Westfahlen / von den Allerhöhesten Christlichen Potentaten schon viele Jahre hero berahtschlagter Friede innerhalb weinig Tagen öffentlich verkündiget und das gantze Christenreich / sonderlich das hochbedrängte Teutschland mit demselben würklich und glüklich erfreuet werden; So habe Jch mir belieben lassen / das Friedewünschende Teutschland so vielen Hunderttausend Friedesbegierigen Seelen in gegenwertigem Schau-Spiele wolmeinentlich vorzustellen / und dieweil Jch an völliger Wiederbringung des Edlen Friedens jederzeit sehr gezweiffelt: Als habe Jch deßwegen zuem Beschluß dieses Spieles mit guhtem Grunde gesetzet / daß dem eusserstgeplagten Teutschlande noch nicht so balde der vollenkommener gewünschter lieber Friede / sondern nur die Hoffnung desselben würde gegeben werden / massen solches aus dem Jnhalt breiter zu ersehen / die Erfahrung auch / daß meine damahlige muhtmahssung nicht gefehlet / es leider zuer genüge hat bestättiget. Dieses mein Friedewünschendes Teutschland / (welches innerhalb acht Tagen zu Papier gebracht) ist nun bald darauff von mehrgedachtem Herren Gärtner auff offenem Schauplatze sehr fleissig und nachdenklich vorgestellet / wobei denn viel tausend Menschen / ja eine solche Anzahl der Zuseher sich befunden / daß einer den anderen schier erdrukket hätte. Es ist auch dieses[16] Spiel nicht nur von gemeinen / sonderen auch von vielen hohen Standes Personen / als von Hertzogen /Pfaltzgraffen / Fürsten / Graffen / Freiherren / Edelleuten und anderen mehr trefflichen Leuten angesehen und betrachtet / von nicht weinigen verwundert / von den meisten aber weit über seine Würdigkeit gelobet und erhoben worden.
Dieses letste nun hat die neidische Mißgunst als eine stete Anfeinderinn aller Tugend über die mahsse sehr verdrossen / wie sich denn durch derselben Antrieb bald ein Weltbekanter Lästerer gefunden / welcher alles / was in diesem Schau-Spiele mit Wehrten und Werken wolmeinentlich vorgestellet / auffs ärgeste zu deuten sich hefftig sol bemühet haben. Es ist aber dieser Mensch / (mit welchem Jch gleichwol Zeit meines Lebens auch das geringste Wohrt nicht gewechselt / Ja denselben nur ein einziges mahl / da Er mir / als das Haupt aller Paßquillanten von ferne gezeiget worden / gesehen) mein steter Simei Verläumder und Verfolger schon etliche Jahr her gewesen /unangesehen Jch jhn im weinigsten auch mit keinem einzigen Wöhrtlein jemahls habe beleidiget / Sol aber (wie Jch berichtet worden) keiner anderen Uhrsache halber / als daß Jch den weiland Berühmten / um unsere Teutsche Heldensprache und deroselben süsse Poesy hochverdienten / nunmehr Sehligen Herren Martin Opitzen (als welchen Er auffs eusserste / auch noch im Grabe neidet) nach seinem Hintritt in einer gedrukten Klagrede öffentlich gerühmet / einen solchen unversöhnlichen Haß gegen mir tragen. Jch erfreue mich aber höchlich / daß Jch von einem unwürdigen Menschen nur deßwegen werde gescholten /dieweil ich aus Christlicher Liebe und zu Vergeltung grösser Tugend einen Würdigen billich habe gelobet.
Unterdessen befürchte Jch nur dieses / daß gedachter mein Simei oder stetiger Lästerer / durch solches sein unaufhörliches hinterrükliches schmähen und verleumbden mich ein weinig[17] stoltz werde machen /denn es seine Gewohnheit gahr nicht ist / schlechte und gemeine Leute mit schelten und schmähen anzugreiffen / solches geschiehet von Jhme gahr selten: Er machet sich nur an Käysere / Könige / Kuhr und Fürsten / auch deroselben vornehme Bediente / hoher Kronen Abgesante / grosse / treffliche / ja die aller gelahrteste Leute unter der Sonnen / wie solches mit seinem theils geschriebenen / theils gedrukten Paßquillen genugsam zu beweisen / gestalt Er denn auch eben die jenige / in welcher Dienste dieser Zeit zu seyn / Er darf vorgeben / in öffentlich-gedrukten Scharteken dermassen hat herdurch gezogen / daß sich viele hochvernünfftige müssen verwunderen / wie doch dieser Ertzpaßquillant so lange ungestrafft / und seine offenbahre Lästerung den jenigen / welche sie angehen / so lange könne verborgen bleiben / angesehen Er ja die höhesten Haupter seiner Principalen auff das allerschmählichste hat angegriffen / dahero auch einsmahls an unterschiedlichen Ohrten ward außgesprenget / es wäre Jhm der Kopff deßwegen herunter geschlagen / ist aber wol zu befürchten / daß Jhm diese /oder eine vielleicht noch härtere Straffe vorstehe /welche gleichwol Jch als ein Christ Jhme in Wahrheit nicht günne / sondern vielmehr eine ernstliche Bekehrung von gantzem Hertzen wünsche.
Jmmittelst muß Jch mich zuem höhesten verwunderen / wie doch dieser Verleümder eben an Mich einen so gahr geringen und schlechten Menschen sei gerahten / dieweil / wie obgedacht / seine gifftige Zunge und Feder nur hohe Haupter und grosse Leute zu stechen ist gewohnet / jedoch befind Jch diesen Unterscheid dabei / daß Er solche treffliche Personen mehrentheils öffentlich / mich aber nur heimlich und hinterrükkens angreiffet / dahero Jch Jhn / als einen ohne daß ümschweiffenden und von einem ohrte zum anderen lauffenden Jrrwische niemahls habe können zum stände bringen / wie Er es denn auch so ahrtig hat gewust zu kahrten / daß / wenn Er bei seines gleichen oder solchen Leuten gewesen / denen meine[18] schlechte Person gantz und gar unbekant / so hat Er mich und dieses mein Teutschland weitlich zuer bank gehauet /nach allem seinem Vermügen / geschmähet / gelästert / ja das allergeringste Wohrt zum ärgesten außgedeutet / gestalt Er denn guter Freunde Bericht nach / noch neulich zu Münster und Oßnabrükke bei etlichen hohen Personen solches fohrt zusetzen / sich sehr fleissig sol bemühet haben. Wo sichs aber begeben / daß meiner guhten Bekanten und Günner etliche zugegen gewesen / da hat man kein einziges Scheltwohrt aus Jhme können bringen: Jst Er wegen außgesprengter Lasterungen zu Rede gesetzet / hat Er alles mit höhestem betheuren verleugnet / ja so gahr hat Er mich Unwürdigen mit trefflichen Wohrten gerühmet /und / daß solcher Leute viele leben müchten / fälschlich gewünschet / welche grosse Untreu der gerechter Gott / als welchem solche zweizüngige Leute ein Greuel und is Abscheu sind / zu seiner Zeit nicht wird ungerochen lassen. Jmmittelst sol Er etliche hohe Kriegesbediente und andere vornehme Leute bei allen Begebenheiten wieder meine geringe Schrifften und Bücher / wieder meinen ehrlichen Namen und Leümuht / ja so gahr wieder mein Leib und Leben verhetzet haben / mahssen Jch denn von unterschiedlichen Ohrten durch vertraute Freunde bin gewarnet worden /Jch müchte mich wol vorsehen / es hätte mein Simei etliche hitzige Kavallier wieder mich auffgebracht /welche mich gahr leicht einmal verletzen oder beschädigen dörfften. Jch aber / wolwissend / daß solche machtlose Dräuungen nichtes neues / sondern vielen Berühmten Leuten vor mir / ja noch vor weinig Jahren dem weiland eiferigem und wolverdienten Prediger Doktor Mengeringen seines Soldatenteufels halber /wie auch dem nochlebenden tapferen und hochgelahrten Philander von Sittewald / wegen seiner Satyrischen Gesichte wiederfahren / habe solches gantz und gar nichtes geachtet / sondern wie diese Tugend- und Teutschliebende Hertzen gethan / meinem Gott[19] jederzeit vertrauet und mit denen Waffen eines guten Gewissens mich biß anhero geschützet / gestalt Jch ein mehreres in meinem Büchlein Starker Schild Gottes genant / von diesem Himlischen Schutze habe erwähnet / dannenhero Jch die vielfältige Bedräuungen meines Lästerers billich verlachet / als der Jch nimmermehr glauben können / daß unter den vornehmen Kriegesbedienten solche liederliche Leute zu finden /welche Jhre Tapfer- oder vielmehr Grausahmkeit an einem unbewehrten / dazu gantz unschuldigen Menschen selten erweisen / denn / es müste ja derselbe gahr ein unnützer Kerl seyn / ja Er müste den ewigen Namen eines verfluchten Mörders tragen / der einem ehrlichen Mann / den Er sein Lebenlang nicht gesehen auch im weinigsten von Jhme beleidiget worden / nur auff blosses Angeben eines solchen Ertzverleumders solte eine Kugel schenken oder einen Degen in Leib stossen / eine solche Heldenthat könte auch der geringste Stallbube an dem allertapfersten General /wenn er Jhn ohne einige Waffen vor sich fünde /leichtlich erweisen / kan mir derowegen noch zur Zeit die allergeringste Furcht nicht einjagen lassen.
Es ist aber mein Simei damit noch nicht vergnüget gewesen / daß Er mich dergestalt bei vornehmen Personen mündlich angegeben und verläumdet / sondern / Er sol auch wieder dieses mein Friedewünschendes Teutschland ein Ehrenrühriges Paßquill auffgesetzet und von etlichen leichtfertigen Vögelen (welche es nunmehr sehr bereüen sollen) etliche mahl haben abschreiben lassen / welche Schmähekahrte mir gleichwol biß auff gegenwertige Stunde noch nicht zu Gesichte kommen / und wenn sie mir schon künfftig in die Hände geriehte / würde Jch sie doch nimmermehr der würdigkeit achten / selbige mit meinen Augen anzusehen / zumahlen Jch vernommen / daß etliche vornehme Redliche / GOtt und Tugendliebende Leute solche Lügenschrifft an Jhren würdigen ohrt gebracht und einer solchen Arbeit Jhren rechtverdienten Lohn[20] schon längst haben gegeben. Es müssen ja in Wahrheit die jenige gahr elende / nichteswehrte Gesellen seyn / welche / wenn weder Tugend noch Geschikligkeit bei Jhnen zu finden / die allerschlimmeste Laster hervor suchen / durch selbiger verübung Jhnen dennoch einen Namen zu machen / wie denn mein Simei seines paßquillierens / lästerens und verleumdens halber nicht weiniger wil gerühmet seyn als jenner Herostratus einen ewigen Namen daher zuerlangen vermeynete / daß er den allerschönesten Dia nen-Tempel zu Epheso in die Aschen hatte geleget. Unterdessen zweifele vielerwehneter mein Simei nicht / daß / im falle Er nicht bey zelten ümmekehret und um Verzeihung seines bißhero bößlich geführten Lebens bei GOtt und Menschen ernstlich anhält /seine vielfältige Lästerungen wieder Käysere / Könige / Kuhr und Fürsten / wie denn auch die allertrefflichste / berühmteste und is gelahrteste Leute der Welt außgegossen / Jhme auff einmahl den unruhigen Kopff eintrukken und zu längstverdienter Straffe ziehen werden / denn der gerechter Gott hält fast über seinen Gesalbeten und lasset die Verächter der Obrigkeiten auch anderer unschuldiger Leute nicht ungestraffet. Grosse Könige und Fürsten können lange Zeit gedenken / dabenebenst auch weit greiffen / sie wissen wol Schaden / aber wahrlich keinen Schimpff und Spott zu leiden / dessen wolle sich mein Verläumder nur versichert halten und dabei bedenken /daß eine Zeitlang geborget nicht allezeit heisse geschenket / wenn die Mahsse voll ist / so wird sie außgeschüttet / und wenn die Uhre abgelauffen und die Unruhe Jhr Stündlein erfüllet / so pfleget alsdenn der Hammer mit einem grossen Schalle auf der Glokken anzuzeigen / wie viel es geschlagen / daß übrige wird Er selber vielleicht nachdenken und errahten können.[21]
Damit nun ein jeder redlicher Teutschgesinneter Christ vor Augen sehen müge / wie offenbahr dieser Gesell bei der Wahrheit her spatzieret und welcher gestalt Er aus lauterem gifftigem Neid und Hasse ehrliche und unschuldige Leute zuer Banks hauet / habe Jch mein so hochverläumdetes Friedewünschendes Teutschland an das offne Liecht wollen kommen lassen / zumahlen auch der gnädigster Befehl der jenigen hiezu mich angefrischet / welchem in Unterthänigkeit nachzukommen meine Weinigkeit sich schon längst verpflichtet befindet / zu geschweigen des vielfältigen Begehrens anderer hoher Personen / aus manchem Ohrt und Lande / welchen mit der Abschrifft desselben ein genügen zu thun / mir unmüglich gefallen /immittelst wird einem jedweden nach seinem vernünfftigem Guhtdünken von diesem meinem Schauspiele auffrichtig zu Urtheilen / billich anheim gestellet.
Daß Jch nun wieder zu meinem Simei komme / so sol Er dieses insonderheit getadelt haben / daß Jch geschrieben: Teutschland sei von den fremden Völkeren schon viele Jahre hero jämmerlich zugerichtet und schier auff den Grund verderbet. Dieses nun sol und muß Jhm durchaus nicht wahr seyn / alle Grausahmkeiten / welche bißhero in Teutschland sind verübet /müssen Jhme lautere Tugenden und tapfere Thaten heissen / gleichsam dieses die rechte Heldenstükke eines Christlichen Soldaten wären / nemlich Rauben /Plünderen / Morden / Brennen / Weiber und Jungfrawen sehenden / Kirchen und Schulen zerstören / so viele herrliche Länder öde und wüst machen und schließlich alles über einen hauffen werffen. Daß nun dieses und viel ein mehreres nunmehr bei die dreissig Jahre her in Teutschland sei verübet worden / solches bezeuget der klahre Augenschein.[22]
Die vielerschöpfte Herrschafften / die außgeraubte Länder / die geplünderte und in der Aschen liegende Städte / Flekken und Dörfler beweisen es überflüssig und viele hundert tausend Menschen beklagen es mit unauffhörlichen Seufftzen und Trähnen. Bleibe demnach bei meinem einmahl gesetzetem Schlüsse / daß Teutschland so wol durch Jhre eigene Kinder und Einwohner / als durch unterschiedliche fremde Völker gantzer dreissig Jahre hero auff das grausahmlichste sei geplaget und ist des Jammers und Elendes noch lange kein Ende noch Ziel zu finden.
Was aber die Eine oder Andere Nation vor Recht dazu habe / daß sie dergestalt in dem armen Teutschlande hausen / imgleichen / welche es unter Jhnen allen zum ärgesten habe gemachet / solches mügen die jenige beweißlich außführen / welche solcher Sachen guten Verstand und Wissenschafft haben: Vor mich ist dieses viel zu hoch / Jch habe nur ins gemein hievon geschrieben / und einer Nation nicht mehr Schuld als der anderen zugemessen / ja den rechten Uhrsprung alles dieses Elendes habe Jch nicht diesem oder jennem fremden Volke / sonderen unserer eigenen übermachten Bößheit und Gottlosigkeit zugeschrieben / wie der auffrichtiger Leser solches durch das gantze Schauspiel / sonderlich aber im vierten Auffzuge der dritten Handlung klährlich wird befinden / daß also kein Mensch einigen übelgesinneten Urtheils von dieser oder jenner Nation mit der Wahrheit mich kan überzeugen oder beschüldigen / des sei einem jeden trotz gebohten.
Ferner sol mein vielgedachter Simei auch dieses sehr hoch empfunden haben / daß Jch seinem Vorgeben nach das heutige Soldatenleben gahr zu hart angegriffen und den löblichen Orden der hohen Kriegesbedienten etlicher mahssen sol geschmähet / dabenebenst öffentlich geschrieben haben: Daß bei dieser Zeit ein braver Kavallier sich schämen müsse dero vorhin von Jhme erlernter Sprachen / Künste und Wissenschafften und was[23] Er etwann mehr zu meiner höhesten Verunglimpfung hie und dort zusammen geraspet.
Hierauff antwohrte Jch mit weinigen: Daß Jch mit einigem Kriegsbedienten der Welt / Er mag sich zu dieser oder jenner Partei halten oder bekennen / in Unguhtem durchaus nichts zu schaffen habe: Es wird hier ins gemein geredet und geschrieben / und werden nur die Laster / mit nichten aber die Personen gestraffet oder getadelt / weis nicht was doch solches meinen Paßquillanten mag angehen?
Wenn man heute zu tage die Fehler und Gebrechen der Geistlichen ins gemein untersuchet und doch dabei gewisse Personen ungetadelt lässet / was darff Jch oder ein anderer deßwegen murren / oder den jenigen / welcher uns der Menschlichen Schwachheiten erinnert / schelten und schmähen? Vielmehr bemühe Jch mich hinführo mein Leben dergestalt anzustellen /daß man nicht sagen könne / Eben Er ist in diesem Buche getroffen. Wir zwahr können es nicht hinderen / daß die Leute von uns reden oder halten was sie wollen / Aber / daß sie es mit keinem guhten fuge oder Rechte von uns reden / daß können wir durch unser Wolverhalten gahr leicht verhinderen und abwenden. Jm übrigen / gleich wie Jch Gott-Ehre- und Tugendliebende Soldaten niemahlen geschmähet /sondern vielmehr gerühmet und jederzeit hoch gehalten; Also ist mir es eine wahre Unmügligkeit gottlose und in allen Lästeren ersoffene Leute heuchlischer weise zuloben / man lasse doch die Tugend Tugend /und die Laster Laster bleiben / denn / das heisset / der Wahrheit und Auffrichtigkeit sich befleissen und als denn hat ein Christ mit dem verfluchten Fuchsschwantze nichts zu schaffen.
Daß aber heute zu tage unter denen Kriegesbedienten etliche zu finden / welche sich dessen / daß sie was sonderliches vor anderen gelernet / schämen / solches ist ebenmässig die[24] nakkende Wahrheit und könte mit vielen Exemplen / dafern es von nöhten / von mir erwiesen werden. Daß Jch gleichwol nur des Einen und Anderen kürtzlich allhie erwähne / so habe Jch vor weinig Jahren einen Edelmann gekennet / welcher sich überreden ließ / daß Er die vornehme Bestallung / in welcher Er sich bei einem grossen Fürsten in Teutschland befand / hindan setzte und sich vor einen zimlich schlechten Kriegesbedienten / oder / (a la mode zu reden) Officierer ließ gebrauchen. Dieser nun hatte nicht allein gar wol und gründlich seine Sprachen gelernet; Sondern es fand sich auch bei Jhme eine solche Erkäntnisse nicht nur in Rechts- sondern auch in Geistlichen Sachen / daß Jch offt etliche Stunden von treibung wahrer Lehre und Übung Gottseligen Lebens mit Jhme geredet / da Er denn (als der des Geistreichen Johan Arends wahres Christenthum so fleissig gelesen / daß Er gantze Blätter is aus demselben zu erzehlen wuste) viele treffliche Sachen zu meiner höhesten Vergnügunge offtmahls vorbrachte: So bald Er aber zu anderen Kavallieren kahm / oder von denselben ward besuchet / verkehrte Er sich gleichsahm in einem Augenblikke / ja Er stellete sich als hätte Er weder Lesen noch Schreiben gelernet / und solte Einer nicht gern von Geistlichen Sachen / geschweige denn von Künsten oder Wissenschafften /(welche Jhm bei sothaner Gesellschafft lauter Blakscheisserei hiessen) etwas vorzubringen sich haben gelüsten lassen / Er würde übel mit Jhme seyn ankommen. Dieser vornehmer Edelmann ward hernach bei voller weise jämmerlich erschossen.
Noch auff diesen heutigen Tag kenne Jch einen Rittmeister / (und vielleicht etliche mehr / welche eben dieses Sinnes /) der so wol auff hohen als niedrigen Schulen seine Lateinische so Sprache dermahssen fertig ergriffen / daß / wenn Er vor etlichen Jahren dieselbe redete / man Jhme mit Lust muste zuhören /nunmehr aber schämet Er sich derselben so sehr / daß[25] Er auch demjenigen / der Jhn / daß Er ehemahlen ein Studente gewesen / auch nur im Schertz würde erinneren / halb von seinem Degen und einem pahr Pistolen etwas sagen würde: So gahr ist bei vielen die Edle Wissenschafft verschmähet und verachtet / gestalt solches mit mehr anderen Exemplen (wenn nicht die weitläufftigkeit es hinderte) überflüssig könte erwiesen werden / lasse es demnach vor dieses mahl hiebei beruhen. Nur dieses mit weinigen zu erinneren kan Jch nicht unterlassen / daß gleichwol viele tapfere Kriegeshaupter auch noch heutiges Tages werden gefunden / welche mit dem grossen Alexander nicht weiniger die Bücher als Jhre Waffen in hohen Ehren und Würden halten / gestalt Jch solches mit unterschiedlichen Exemplen etlicher vornehmer und in diesen Cimbrischen Landen gebohrner Herren und Kriegesbedienten gar leicht könte erweisen / wenn mir von denen Mißgünstigen solches nicht etwann zuer Heuchelei würde gerechnet: Jch wil aber zu Verhütungen dessen nur den einzigen Weltberühmten Graffen Josias Rantzouen / der hochlöblichen Kron Frankreich General Lieutenanten und Marschalk / (als welcher schon viele Jahre in diesen Cimbrischen Landen / wo selbst Er doch geboren / nicht gewesen) dem Leser allhier vorstellen / welcher tapferer Held nicht nur gelahrte Leute liebet / lobet und ehret / sondern selber in allerhand Wissenschafften und Spraachen dermahssen trefflich ist gelehrt und erfahren / daß Er wol vor einen Außbund der hohen Kriegeshäupter und muhtiggelahrten Rittersleute ist zu schätzen: Und dieser Herr machet durch sein lobwürdiges Exempel alle Verächter und Spötter der Edlen Wissenschafften gäntzlich zu schänden / welches sie denn wol etwas besser behertzigen und nebenst diesen noch ander Kriegeshelden / insonderheit die beide trefflichgelahrte Krieges-Obristen / als weiland Herrn Wilhelm von Lohausen / sonst Kalchum genant / wie denn auch Herrn Dieterich von Werder Jhnen etwas fleissiger vor die Augen stellen müchten.[26]
Jch könte zwahr meinem Simei auff alle und jede seine wichtige Einwürffe und erzwungene Beschuldigungen gahr leicht antworten / achte Jhn aber der Würdigkeit nicht / daß Jch mich in ein weitläufftigers Gespräch mit Jhme solte einlassen. Zu deme siehets und greifft es ein jedweder vernünfftiger Mensch / daß Jch alle seine Verleumdungen keiner anderen Uhrsachen halber muß erdulden / als diewiel Jch die rechte teutsche bittere Wahrheit geschrieben / wie solches ein vornehmer Herr neülicher Zeit selber muste gestehen. Denn / als Jch denselben in Unterthänigkeit fragte / was doch etliche Kriegesbediente müchte bewegen haben / daß Sie sich (wie man sagte) gegen meine Weinigkeit dergestalt hätten lassen verhetzen / ob denn in diesem Schauspiele etwas wäre geredet oder vorgestellet / welches sich bei dieser Zeit nicht also verhielte? Ward mir zuer Antwohrt: Man hätte kein einziges Wort in mehr gemeltem Spiele geredet oder vorgebracht / es wäre tausendmahl wahr / kein ehrlicher Mensch könte es läugnen und hätte man deßwegen gahr nichtes zu streiten: Dieses aber wäre die Frage: Ob denn eben Jch / und zwahr unter solchen verblümeten Vorstellungen dasselbe hätte thun müssen / dieweil man davor hielte / was Jch solcher gestalt schertzweise geredet oder geschrieben / würde zweiffels ohn ernstlich von mir seyn gemeynet / welche gnädige Antwohrt Jch mir gahr lieb habe seyn lassen / als der Jch dadurch in meinem Vorsatze gestärket / das Veritatem et Pacem diligite, Liebet die Warheit und den Frieden die noch übrige Zeit meines Lebens durch Gottes Gnade nimmermehr aus der acht werde lassen / mahssen denn auch solches von einem jedwederen rechtgeschaffenen Christen wird erfodert.
Hier solte Jch nun auch den günstigen Leser (was Jhm etwa von Traur- und Freudenspielen zu wissen nöhtig / auch welcher gestalt die Schauplätze anzustellen / sonderlich aber / wie dieses mein Teutschland zierlich und gebührlich auffzuführen) weitläufftiger[27] unterrichten; Die ümschränkte Kürtze aber dieses Vorberichtes wil solches gahr nicht zulassen und können andere / welche hievon geschrieben / sonderlich unseres hochberühmten Spielenden nutzerfreuliche Gespräch-Spiele fleissig gelesen werden.
Daß Jch schließlich dieses mein Teutschland nicht in gebundener Rede auffgeführet / wie dasselbe von etlichen vor besser wird gehalten / dazu bin Jch in Ansehung der vielfältigen Beschwerligkeiten / welche den Schauspieleren daraus erwachsen / veranlasset worden. Es ist nichtes mühesamers / als in solchen Handlungen an gewisse Reden und Wöhrter sich binden müssen: Dagegen nichtes lustigers noch anmuhtigers / als wenn man frei mag Reden / insonderheit wo die Spieler guhtes Verstandes sind und von dem rechten Zwek nicht leicht abweichen. Jch wil hie nicht sagen / daß bei gebundener Rede auch gemeinlich gebundene Bewegungen / Sitten und Gebehrde vielmahls gefunden werden: Jm Gegentheil / ein freier Redner kan freie Gebehrde führen und findet man sehr weinig Spieler / welche allerhand Ahrten der heut zu tage üblichen Vers recht und wolklingend außzusprechen wissen. Meinem schlechten Bedünken nach sind die jenigen Traur- und Freudenspiele vor die annehmlichsten zu halten / welche von wolgeübten Spieleren in ungebundener Rede mit untergemengeten beweglichen / in die Musik versetzten Liederen und Reimen den Zuseheren vorgestellet werden / und hätte Jch auch derogleichen anmuhtige / Schrifft- und Lehrgemesse Lieder in diesem meinem Teutschlande gahr ahrtig können beibringen / wenn über andere nicht schlechte Uhrsachen auch die kürtze der Zeit mich hieran nicht verhindert hätte / dörfften aber mehrgemelte Lieder vielleicht dem negsten Trukke (da die meisten Vorstellungen in Kupfer gestochen / müchten hinzu kommen) diesem Schauspiele[28] künfftiger Zeit einverleibet und also dieser mangel gebührlich ersetzet werden.
Unterdessen wirst du Teutschgesinneter lieber Leser mit diesem gegenwertigem vor lieb nehmen /die darinnen befindliche Fehler bescheidentlich verbesseren / was guhter Meinung von mir geredet und beschrieben / im besten vermerken / meinen guhten Namen (wie du bißhero rühmlich gethan hast und Jch dir deßwegen hertzlich zu danken mich hoch verpflichtet erkenne) wieder die gifftigen Verläumdungen meines blutdürstigen Simei und seines gleichen mißgünstigen Paßquillanten aus Christlicher Liebe bester mahssen verthädigen und nebenst mit den Gott des Friedens in wahrer Demuht und Bußfertigkeit von gantzem Hertzen anruffen / daß Er der wehrten Christenheit / sonderlich aber dem hochbedrängten und nunmehr in eusserster Gefahr schwebendem Teutschlande / den is edlen / wehrten und güldenen Friede aus lauter Gnaden wiedrum schenken und verleihen wolle / das wünschen und bitten so viele hundert tausend hochbetrübter Seelen: Darnach seufftzen unzehlig viel geängsteter Hertzen: Erhöre uns O du Grosser Friedens Gott / du Vater aller Güte und Barmhertzigkeit / Erhöre uns um deines hertzliebsten Sohnes unseres Himlischen Friede-Fürsten JESU Christi willen / AMEN.[29]
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