Das Siebende Buhßlied, welches in grossem Ungewitter, Donner und Blitz kan gesungen werden

[226] Auf die Melodei des bekanten Kirchenlides: Allein zu dir, Herr Jesu Christ.


1.

Wie groß, O Gott, ist deine Macht,

Die du läst sehn und hören,

Wen dein ergrimter Donner kracht,

Wen sich die Blitz' empören!

Wie schreklich bist du von Gewalt!

Dein Herligkeit ist mannigfalt:

Wir arme Sünder wissen nicht,

Wie das geschicht,

Ob Himmel, Luft und Erde bricht.


2.

Den Erdenkreiß bewegest du,

Daß Seine Gründe beben,

Die Berge waklen sonder Ruh'

Und alles Land daneben.

Die dikke Wolken trennen sich,

Gott selber donnert grausahmlich,

Die Blitze leüchten weit und breit;

Nichts ist befreit,

Den Feür und Wasser stehn im Streit.


3.

Das Erdreich sihets und erschrikkt,

Es Schmeltzen Berg' und Hügel.

Wen mancher Mensch den Blitz erblikkt,

Hett Er wol geren Flügel;

Den auch des starken Donners Macht,

O Herr, bezeüget deinen Pracht,

Und wir, so grober Sünden vol,

Erkennen wol,

Daß Gottes Hand uns straffen sol.


4.

Nun, unser ist allein die Schuld,

Daß wir diß wol verdienen;

Trag aber, Herr, mit uns Geduld

Und laß dich bald versühnen.

Du VatterHertz von Anbegin,

Wo sollen wir itz fliehen hin?

Wir sind vor deinem Grim und Zorn

Ja gahr verlohrn,

Wird Gnade nicht für Recht erkohrn.


5.

Wir arme Würmlein alzumahl

Versamlen uns, zu schreien

Zu dir auß disem Jammerthal,

Du wollest uns befreien

In disem Wetter für Gefahr:

Herr, laß uns nicht so gantz und gahr

Im starken Donner untergehn;

Laß doch geschehn,

Daß wir dich wiedrüm gühtig sehn.
[226]

6.

Du bist ja groß von lauter Gnad',

Ach rüste dich, zu schützen

Dein armes Volk, daß uns nicht schad'

Im Wetter Feür noch Blitzen.

Laß uns, O Vatter, treffen nicht

Ein Schlag, der Berg' und Felsen bricht.

Beschirm uns für des Donners Macht,

Der schreklich kracht,

Zuforderst in der finstern Nacht.


7.

Bewahr uns, Herr, Leib, Guht und Hauß,

Halt uns im festen Glauben,

Laß uns die Furcht durch disen Strauß

Der Hoffnung nicht berauben.

Für einen bösen, schnellen Tod

Behüt' uns ja, steh' in der Noht

Itz deinen schwachen Kindern bei,

Damit wir frei

Erhalten Leben und Gebeü.


8.

Das Vieh' im Feld', auch Laub und Saat

Sei dir itz anbefohlen.

Von niemand anders kan man Raht

Alß bloß von dir herhohlen.

Du schützest uns mit sichrer Huht

Für Schlossen, Hagel, Wasserfluht:

Ja waß wir haben in der Welt,

Wen dirs gefelt,

Das bleibt in Sicherheit gestelt.


9.

Es muß ja Donner, Hagel, Blitz,

Welch oft ein Land vernichten,

Dazu das Wasser, Wind und Hitz,

Herr, dein Geboht außrichten.

Verschon uns aber gnädiglich,

Laß diß Gewitter legen sich.

Ich weiß, du bist von Gnaden reich:

Wer ist dir gleich?

Sprich, daß der Donner von uns weich'.


10.

Ach laß dein treües VatterHertz

In diser Angst uns sehen;

Es muß ja deiner Kinder Schmertz

Dir schwehr zu Hertzen gehen.

Drüm schütz uns, Herr, zu diser Frist

Durch unsern Heyland Jesum Christ,

So wollen wir dich in der Zeit

Erheben weit

Und preisen in der Ewigkeit.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 2, Hildesheim 1964, S. 226-227.
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