Das Triumph-Lied Mose, welches er gesungen, als die Kinder Israel von der gewaltigen Hand des Pharao errettet und dieser Tyrann sampt seiner grossen Krieges-Macht im rothen Meer war ersoffen und umbkommen, Exod. 15.

[181] 1.

Dem Herren wil ich singen

Uff preisen seine That

Sampt so viel Wunderdingen,

Die er erwiesen hat,

Dieweil er Roß und Wagen

Ins Meer hat wollen jagen.


2.

Der Herr ist meine Stärcke,

Mein Heyl und Lobgesang,

Den ich umb seine Wercke

Preiß' all mein Lebenlang.

Stets wil ich hoch erheben

Gott, meines Vaters Leben.


3.

Der Herr weiß recht zu kriegen,

Herr ist sein grosser Nahm.

Der Pharao muß ligen

Im Meer mit Spot vnd Scham',

Und seine Kriegs-gesellen

Versüncken in den Wellen.


4.

Die Fluth hat jetzt bedecket

Die Kämpffer ins gemein,

Sie ligen todt gestrecket,

Nach dem sie wie die Stein'

Auff gar zu trotzigs springen

Sehr schnell zu grunde giengen.


5.

O Herr, was Wunderthaten

Thut deine rechte Hand!

Durch sie ist ja gerahten

Der Feind in Spott und Schand';

Herr, sie hat Roß und Wagen

Des Pharao zerschlagen.


6.

Du hast der Feinde toben

Mit deiner Herrligkeit

Gestürtzet und von oben

Vernichtet jhren Streit.

Dein Grimm hat sie beschweret

Und gleich wie Stroh verzehret.
[181]

7.

Herr', auff dein starckes blasen

Thät sich das Wasser auff,

Die Fluht fieng an zu rasen,

Bald stund sie wie ein Hauff',

Als jhre Tieffe wallet,

Daß es sehr weit erschallet.


8.

Ich wil sie wol erjagen,

Sprach vnsres Feindes Huet,

Ich wil den Raub wegtragen

Und kühlen meinen Muht.

Mein Schwerdt sol sie verderben,

Diß Volck sol plötzlich sterben.


9.

Da liessest du, Herr, sausen

Die Winde, daß das Meer

Durch sein erschrecklichs brausen

Sie deckte, die so schwer

Wie Bley hinunter süncken

Und jämmerlich ertrünken.


10.

Wer ist dir, Herr, zu gleichen

In aller Götter Zahl,

Wer kan dein Lob erreichen?

Du herrschest überall.

Wer ist, wie du, so mächtig,

So heilig, schrecklich, prächtig?


11.

Wer ist, wie du, zu loben,

Wer ist so wunder-reich,

Wer ist, wie du, erhoben?

Ach dir ist keiner gleich.

Du hast den Feind bezwungen,

Die Erd' hat jhn verschlungen.


12.

Du hast dein Volck begleitet

Durch deine Gütigkeit

Und hast uns zubereitet

Erlösung dieser Zeit.

Du hast uns hingeführet,

Da uns dein' Hütte zieret.


13.

Da das kam für die Heyden,

Erbebt' ein jedermann.

Angst, Zittern, Furcht und Leyden

Kam die Philister an.

Die Fürsten Edom stunden

Mit Schrecken gantz gebunden.


14.

Die starcken Moabiter

Verzagten jämmerlich

Und alle Cananiter

Für dir befahrten sich.

Herr, laß sie Furcht und Schrecken

Durch deinen Arm bedecken.


15.

Laß sie wie Felsen stehen

Erstarret, steiff und hart,

Biß man dein Volck mag sehen,

Das so erlöset ward,

Sampt allen seinen Frommen

Hindurch mit Frewden kommen.


16.

Herr, bringe doch und pflantze

Sie auff den Berg in Rast,

Den du zum Hauß' und Schantze

Dir außerkohren hast,

Den du sampt allem Wesen

Zur Wohnung außerlesen!


17.

Laß sie zur Hütten kommen,

Die du mit eigner Hand

Zum Erbtheil eingenommen

Und heilig wird genant;

Die kan man nicht vertreiben,

Der Herr wird König bleiben.


18.

Mit Rossen und mit Wagen

Zog Pharao ins Meer;

Der Herr' hatt' jhn geschlagen,

Die Fluht lieff' über her.

Israel ist mit prangen

Gantz trocken durchgegangen.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 2, Hildesheim 1964, S. 181-182.
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