Fröhliche Gesellen

[4] Hier im Kruge, wo das ros'ge

Mägdlein freundlich nickt,

Hier im Kruge laß uns rasten,

Bis wir uns erquickt.

Bring', mein Kind, uns volle Becher

Hurtig her zur Stell'!

Stoß denn an, und trink, mein lieber

Fröhlicher Gesell!


Wenn zwei rechte Freunde wandern,

Das giebt Freud und Muth,

Und es klingen alle Lieder

Zwiefach, doppelt gut.

Ja, das Wandern, das soll leben,

Laß es klingen hell,

Reiche mir die Hand, mein lieber

Fröhlicher Gesell!


Lustges Mägdlein, laß dich küssen,

Hat's doch keine Noth,

Denk', wir müssen heut zum Städtchen

Noch bis Abendroth.

Schau, mein Kind, und willst du freien –

Wirst du roth so schnell?

Sei es ein so schmucker, lieber,

Fröhlicher Gesell!
[5]

Habt ihr euch schon lieb gewonnen?

Hab' ich's doch gedacht!

Mir entlaufen alle Mädchen,

Du bist wohl bedacht.

Lustig, Kinder! wie das Schicksal

Trenne ich euch schnell.

Lebe wohl! Nun fort, mein lieber

Fröhlicher Gesell!


Quelle:
Otto Roquette: Gedichte, Stuttgart 31880, S. 4-6.
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