In der Fremde

[29] Nun steigt der Rebenblüthe Duft

Von allen Hügeln nieder.

Nun rauschen durch die blaue Luft

Die goldnen Klänge wieder;

Die Klänge aus der schönen Zeit –

Das ist ein Weh und Herzeleid,

Daß ich nun ferne bin!


O schöner Strom, o blüh'ndes Thal,

Du wandernde Frühlingssonne,

Gieb mir nur noch ein Einzigmal

Den Becher jener Wonne!

Die ganze Seele dürstet hier,

Und jede Stunde kündet mir,

Daß ich nun ferne bin!


Quelle:
Otto Roquette: Gedichte, Stuttgart 31880, S. 29-30.
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