18. Stille

[177] Welches Herz in Liebe schlägt,

Hat der Wünsche nur noch einen,

Drin, was all die Brust bewegt,

Sich muß fassen und vereinen.

Alles Schweifen der Gedanken,

Alle Sehnsucht, alle Pein,

Lebt in eines Wunsches Schranken,

Schließt ein einzig Hoffen ein.


Liebend Herz will tief und rein

Nur im andern sich empfinden,

Ganz darin verloren sein,

Um sich wieder neu zu finden.

Mag sich Welt und Menschenwille

Scheiden unter Sorg und Pein,

Selig klingt's in unsrer Stille:

Du bist mein und ich bin dein!


Quelle:
Otto Roquette: Gedichte, Stuttgart 31880, S. 177-178.
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