Sechster auftritt

[235] Die Apostlen zu welchen Magdalena. Petrus, und Johannes gehen auf einer, Jacobus M und Andreas auf der anderen seithen heraus.


PETRUS.

Wohin führt Jacob dich die straßen?

JACOBUS M.

Das hat uns nicht mehr ruhen lassen,

Wie uns die freuen vorgebracht.

Darum wür auch entgegn gebracht.

JOANNES.

Hier könnt ihr aus der leinwadt sehen,

Das alles, wie erzehlt geschehen,

ANDREAS.

So ist der leichnamb würckhlich hin?

JOANNES.

So wahr als ich Joannes bin.

PETRUS.

Wür seindt selbst in das grab gestigen,

Und sachen nur das schweis tuech ligen,

Wie auch die leinwadt: also zwahr,

Das beydes abgesondert war.

JACOBUS M.

Kunt ihr dan sonsten nichts erfragen?

War niemandt der euch kunte sagen

Ob man den leib erst dise Nacht,

Und wie hab aus dem grab gebracht?

JOANNES.

Wür haben, wo wür hergekommen,

Kein einzign Menschen wahrgenommen,

Die frauen seindt noch bey dem grab,

Und warthen ihrer andacht ab.

ANDREAS.

Seind euch die Jüngling nicht wie ihnen

Als zeigen bey der grifft erschinen?

JOANNES.

Nein niemandt war, der uns getröst,

PETRUS.

Ich glaub es sey ein traum gewest.

JACOBUS M.

Sie haben ja doch nicht geschlaffen,

Und wären höchstens zu bstraffen,[236]

Wan sie aus lährer phantasey

Berichtet, was da gieng vorbey.

JOHANNES.

Diß will von ihnen ich nicht hoffen,

Sonst hat doch alles eingetroffen?

Sie werden ja in dem allein

Uns keine falsche Zeugen sein?

ANDREAS.

Still! ich hab eine stimm vernommen,

Und höre wem auf uns zu kommen,

JACOBUS M.

O das es uns einmahl gelingt,

Das man uns besser zeignuß bringt.


Die frauen gehen heraus zu denen Magdalena spricht, hernach zu denen Jüngeren.


MAGDALENA.

So ist die sach, herzliebste frauen!

Wie? fehlt es euch noch an Vertrauen?

Glaubt ihr nicht dessen ich vergwist,

Das Christus auferstanden ist?

PETRUS.

Kanst du uns diß mit grund beweisen,

So werden wür dein zeignuß preisen,

JOANNES.

Red Magdalena red sodan,

Und zeig uns das geheimnüß an.

MAGDALENA.

Ws soll ich reden? ihr werdt eben

Mir widrum keinen glauben geben.

Indessen ist doch meine freyd

So gros, als vor die traurigkeit.

JACOBUS M.

Du hast halt wie vormahls geschehen,

Die Jüngling auf ein neus gesehen,

MAGDALENA.

Auch dises, doch diß nicht allein,

JOANNES.

Soll es wohl etwas mehrers sein?[237]

MAGDALENA.

Ihr sollt aus meinen freyden trännen

Ja mein genoßnes glickh erkennen,


Joannes redet zu denen anderen Jüngeren und Magdalena vor sich selbsten.


Ach Meister!

JOANNES.

Hört doch was sie spricht.

MAGDALENA.

Wie holdt war doch dein angesicht!

PETRUS.

Kanst wohl bey disem worth bestehen?

MAGDALENA.

Ich schwör euch, das ich ihn gesehen,

Als ich noch bey dem grab verharrt

Hat er sich mir geoffenbahrt.

Er hatte mir auch auffgetragn,

Was ich sollt seinen Brüdren sagn,

Darum bin ich jezt auf den weeg

Damit ich mein geschäfft ableg.

ANDREAS.

Wie ist mir?

JACOBUS M.

Ich kan mich nicht fassen,

MAGDALENA.

Kommt, oder ich mus euch verlassen,

JOANNES.

Wür kommen,

PETRUS.

Ich bleib nicht allein,

Dan dise freyd ist allgemein.


Gehen ab.


Quelle:
Bitteres Leiden, Oberammergauer Passionspiel, Verfasst von Pater Ferdinand Rosner O.S.B., Leipzig 1934, S. 235-238.
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