Erste Szene

[131] Nauke. Der Führer der Bürger. Die drei Bürger.

Nauke tritt auf. Mit ihm der Führer der Bürger und drei andere Bürger.


NAUKE zu den Bürgern. Ihr werdet es sehen, ihr werdet es glauben! Ich sag es euch! Ich besitze die große Macht, ich befehle dem Willen. Ihr seht mir das nicht an? Ihr zweifelt an mir? Ihr haltet mich für einen einfachen Mann? Ich sage euch, ich kann es, ich hab es gelernt; ich weiß, wie man's macht, ich war oft genug dabei auf unserer Fahrt. Nur gut wollen, und man hat jeden. Das Volk? Ihr wollt, daß das Volk nachgibt, die Arbeit aufnimmt und daß sie milchzahm wie Kälber hinter euch herlaufen!? Sofort. Ich streife mir die Ärmel auf, ich rufe an, ich beschwöre – und eine Minute später habt ihr's!

FÜHRER DER BÜRGER. Wir verstehen das nicht. Wenn du tun kannst, wie du redest, wirst du belohnt. Aber es ist das letzte Mal, daß wir auf dich hören. Wir irren seit Stunden durch die Stadt, und wir wissen nicht, warum wir nichts ausrichten. Wir haben den Besitz, wir haben die Macht, wir haben die Waffen, wir können alle zugrunde gehen lassen, die Widerstand leisten – und wir sehen nicht, wohin. Der Widerstand rückt breiig weich zurück. Wir sind am Ende. Jetzt, jetzt müssen wir siegen, sonst haben wir ums Nichts gekämpft.[131]


Quelle:
Ludwig Rubiner: Der Dichter greift in die Politik. Leipzig 1976, S. 131-132.
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