III.

[80] Die Bahnstation P ... in Steiermark ist ein Kreuzungspunkt vieler nach allen Richtungen verkehrender Züge, und die meisten Reisenden sind gehalten, dort umzusteigen, oder auf spätere Weiterbeförderung zu warten. Daher bietet auch der Bahnhof stets ein sehr belebtes und bewegtes Bild dar, so daß die Bewohner des angrenzenden Städtchens kein besseres Vergnügen kennen, als das ab- und zuströmende Gewimmel in Augenschein zu nehmen und sich an den verschiedenartigen Erscheinungen und Trachten zu ergötzen, wobei ihnen während der schönen Jahreszeit der weitläufige Restaurationsgarten, der einen bequemen Ausblick auf den Perron gewährt, sehr zustatten kommt.

An einem heißen Augustabend des Jahres 187* war auch ich mit dem Wiener Zuge in dieser Station eingetroffen und ausgestiegen. Zwei Stunden Wartezeit standen mir jetzt bevor, und leiblicher Erquickung bedürftig, trat ich in den Garten, den ich aber so dicht besetzt fand, daß ich mich umsonst nach einem Plätzchen umsah, wo ich mich hätte niederlassen können. Endlich, ganz im Hintergrund, gewahrte ich einen einigermaßen freien Tisch; das heißt, ein Mann, der mir den Rücken zukehrte, saß daran; die übrigen Stühle waren, sowie ein Teil der Tischplatte, bedeckt und beladen mit allerlei Plaids, Überwürfen und Handgepäck. Immerhin konnte ich zur Not noch unterkommen. Ich näherte mich daher und fragte sehr höflich, ob es erlaubt wäre? Der Mann hob den Kopf, sah mich an – ich ihn, und nachdem wir uns eine Weile gegenseitig angestarrt, riefen wir beide wie aus einem Munde: »Sie sind es – Sie[80]

Ja, er war es, mein berühmter – oder eigentlich berühmt gewesener Kollege Z., den ich nun schon seit einer Reihe von Jahren nicht mehr gesehen hatte. Aber mein Gott, wie hatte er sich inzwischen verändert! Wie verfallen, wie hohlwangig sah er aus! Wie hatte sich sein einst so reiches, jetzt schon ergrauendes Haar gelichtet! Und der einst so blühende, ausdrucksvolle Mund war unedel ins Breite gezogen und fast zahnlos! Nur die großen, eigentümlich blickenden Augen waren dieselben geblieben. Doch nein. Sie waren von schweren, faltigen Tränensäcken umgeben, und wo früher das helle, reine Feuer der Begeisterung geleuchtet hatte, brannte jetzt eine düstere, unheimliche Glut – die Glut der Erschöpfung.

Er hatte, um mir Platz zu machen, einige geleerte Teller und zwei halbvolle Gläser, die auf dem Tische standen, näher aneinander geschoben und merkte jetzt, daß ich ihn forschend betrachtete. »Sie sehen mich an?« sagte er, indem er mit der hageren Hand über die Stirn fuhr. »Ja, ich bin gealtert – vorschnell gealtert. Das literarische Schaffen reibt den Menschen auf, wie kein anderes. Sie zwar sehen vortrefflich aus und haben zugenommen. Freilich sind Sie auch niemals ein rechter Arbeiter gewesen.«

Ich gestehe, daß ich mich einigermaßen beschämt fühlte. Ja, ich mußte es zugeben: ich war niemals ein rechter Arbeiter gewesen. Das heißt, ich war von der Stimmung abhängig und konnte das Meine nur langsam zutage fördern. Er aber vermochte jeden Augenblick zu schaffen; Entwurf und Ausführung fielen ihm in eins zusammen. Was hatte er nicht schon alles veröffentlicht! Gewiß an die fünfzig Bände. Seinen Ruf verdankte er den ersten Novellen, die er geschrieben. Welch eigentümliche Kraft und Frische lag darin! Es war, als sei ein neues Morgenrot in der deutschen Literatur angebrochen – als sollte es endlich wieder Tag werden. Ja, die hellen, farbigen Schöpfungen waren mit nichts bisher Dagewesenem zu vergleichen. Man wollte zwar den Einfluß ausländischer Schriftsteller[81] darin erkennen. Das mochte sein. Aber es ging doch alles aus dem eigensten Geiste, dem eigensten Herzen des Autors hervor. Vor allem ein starker und doch keuscher Zug von Sinnlichkeit, der entzückte, ohne zu reizen; der die Nerven nicht aufregte, sondern erquickte und erfrischte. So wurde denn der junge Dichter der Held des Tages. Verleger und Zeitungen rissen sich um ihn; man konnte kein Blatt, kein Blättchen zur Hand nehmen, ohne wenigstens den Nachdruck eines seiner neuesten Erzeugnisse zu finden. Auch ins Französische wurden sie übersetzt und fanden sogar ihren Weg in die rötlich gelben Hefte der Revue de deux Mondes. Das dauerte nun so eine Zeit. Der Gefeierte hatte sich in eine anmutig gelegene Provinzstadt zurückgezogen, um ungestört arbeiten zu können; es schien fast unmöglich, den Anforderungen zu genügen. Aber er wollte ihnen genügen, und so kam es endlich, daß seine Leistungen der Welt nicht mehr genügten. Was früher entzückte, mutete jetzt, so wurde behauptet, wie Manier an. Das war ja immer dieselbe Liebesgeschichte: derselbe schwache, willenlose, sich im Staube windende Mann – und dasselbe rücksichtslose, grausame, brutale Weib. Und die »gesunde« Sinnlichkeit bekam bereits, wie es hieß, den Beigeschmack krankhafter Zersetzung. Inzwischen hatte er, zum ersten Male, einen umfangreichen Roman geschrieben, den ein großes Blatt mit Hinblick auf seinen Namen sofort unbesehen erwarb. Als man aber das Manuskript durchging, sprach aus dem Werke eine solche seelische Verwilderung, daß man es sofort zurücksendete, wobei man sogar, um weitere unliebsame Verhandlungen zu vermeiden, das bereits ausgezahlte, sehr beträchtliche Honorar im Stiche ließ. Aufs Äußerste erbittert, suchte der gekränkte Dichter eine Polemik zu eröffnen; aber man erwiderte nicht, und als er sich hierauf in den ungemessensten Ausdrücken erging, schüttelte man allseits die Köpfe und begann achselzuckend von Selbstvergötterung und Größenwahn zu sprechen. Um diese Zeit wollte er es auch bei den Bühnen versuchen, und versendete ein soziales Drama[82] um das andere. Man hatte jedoch damals noch keine Ahnung von dem später hereinbrechenden Naturalismus: die Direktoren fanden die Stücke roh und gewaltsam, und gaben zwar achtungsvolle, aber ablehnende Bescheide. Nur einige wenige Theater, welche in Deutschland nach dem Rufe geistiger Führerschaft strebten, griffen darnach, wie nach allem Neuen und Seltsamen, indem sie hofften, daß von ihren kleinen Kunststätten sensationelle Welterfolge ausgehen würden. Man zog den Autor in Person an den Ort der Aufführungen, wo sein Erscheinen jedesmal einem Triumphzuge glich. Aber die Erfolge blieben aus, oder schlugen in das Gegenteil um, und alle wohlwollenden oder bezahlten Zeitungsberichte konnten diese Tatsache nicht beschönigen oder gar vertuschen. So geriet der viel und rasch schreibende Mann zuletzt auch in Geldverlegenheiten und mußte sich im Kampfe ums Dasein dadurch aufrechterhalten, daß er für obskure Blätter und zweideutige Verleger schrieb, die mit pikanter Ware spekulierten. Aber obgleich nun seine Bücher unter vielverheißenden Titeln und lockenden Umschlagbildern in die Welt gesetzt wurden: sie zogen doch nicht so recht und wanderten stoßweise in die Magazine der Antiquare, von welchen sie zu Spottpreisen angekündigt wurden, während der Autor, der nunmehr ein unstätes Wanderleben führte, mehr und mehr in Vergessenheit geriet ....

»Ja,« sagte er jetzt, »das Leben hat mir arg mitgespielt; aber gebrochen hat es mich noch lange nicht. Ich werde vielmehr« – er fuhr wieder mit der Hand über die Stirn – »meinen Feinden zu Trotz, einen ungeahnten, großartigen Aufschwung nehmen. Sie haben doch wohl schon von Zola gehört?«

Ich bejahte.

»Dann werden Sie auch wissen, daß dieser Franzose – an der Seine ist man eben, ungeachtet aller Niederlagen, noch stets und immer weit voran – eine Serie von Romanen plant, die er experimentale nennt, und worin er, gewissermaßen naturgeschichtlich, die Lebensläufe einer Familie in allen ihren Verzweigungen[83] auf dem Boden des zweiten Kaiserreichs darstellen will. Eine geniale Idee! Aber ich werde sie überbieten, indem ich in einer Folge von Romanen die Entwickelungsgeschichte der Menschheit darstelle. Jeder dieser Romane soll zu einer anderen Zeit, in einem anderen Lande spielen. Eine Riesenarbeit! Aber ich werde sie bewältigen. Freilich sind dazu umfassende Studien und vielfache Autopsie notwendig; vor allem aber vollständigste Muße und Unabhängigkeit. Daher denke ich auch vorerst an ein anderes großes literarisches Unternehmen, das mich zum reichen Manne machen wird.«

Ich sah ihn fragend an.

»Ich werde nämlich,« fuhr er nach einem langen Atemzuge fort, »ich werde nämlich eine periodische Zeitschrift gründen, welche den Titel: Internationale Revue führen soll. Dieser Titel sagt alles. Ich will einen Sammel- und Kampfplatz für die hervorragendsten Autoren aller Nationen schaffen und der deutschen Lesewelt ihre neuesten Arbeiten in mustergiltigen Übersetzungen bieten. Sie müssen gestehen, daß ich damit einem längst gefühlten Bedürfnisse entgegenkomme und etwas in seiner Art Einziges ins Leben rufe: ein großartiges Spiegelbild der gesamten Literatur der Gegenwart.«

Er hielt wie erschöpft inne; ich aber erwiderte fürs erste nichts. Denn ich konnte seiner Ansicht nicht beipflichten. Eine solche Nebeneinanderstellung der verschiedenartigsten Geistesprodukte schien mir sehr geeignet, das mangelhafte Urteil des Publikums vollends zu verwirren, und überdies die ohnehin stets bereite Nachahmungssucht der deutschen Schriftsteller nur noch mehr anzuspornen. Aber meine Meinung brauchte ja nicht gerade die richtigste, jedenfalls aber keine maßgebende zu sein. Nach einer Pause erwiderte ich daher bloß: »Und wo werden Sie diese Revue erscheinen lassen?«

»Wo? In Wien, wohin ich eben jetzt reise.«

Ich konnte wieder nicht zustimmen. Denn Wien erschien mir durchaus nicht der geeignete Ort, und trotz meiner[84] Gepflogenheit, nur dann Rat zu erteilen, wenn ich darum angegangen werde, konnte ich mich in diesem Falle doch nicht enthalten, zu fragen: »Warum nicht lieber in Berlin?«

Er erhob hastig abwehrend die Hand. »Verschonen Sie mich mit Berlin! Dort herrscht jetzt die trunkene Nüchternheit. Überdies hat der deutsche Arm den deutschen Geist erschlagen. Und dann: das Verhältnis zu Frankreich! Ich bin doch fürs erste hauptsächlich auf die Schriftsteller jenseits des Rheins angewiesen; keiner von ihnen würde mir etwas zur Verfügung stellen wollen, wenn ich meinen Sitz in Berlin aufschlüge. Anfänglich dachte ich an Leipzig oder Stuttgart, an eine oder die andere der dortigen großen Verlagsfirmen. Aber man schüttelte die Köpfe. Es sind doch nur Kleinkrämer den Hachette, Michel Lévy – und anderen französischen Editeuren gegenüber. So habe ich denn Wien gewählt, wo man noch einigen Schwung des Geistes und des Herzens besitzt. Auch ist mir von dort aus ein Verleger auf halbem Wege entgegengekommen.« Er nannte den Namen. »Sie kennen ihn doch?«

Ich kannte den Mann. Derselbe hatte allerdings in seinem nicht großen Geschäfte bisher eine Rührigkeit gezeigt, die sich vorteilhaft von der starren Trägheit des älteren Wiener Buchhandels unterschied. Ob er aber einem solchen Unternehmen, das ein bedeutendes Anlage- und Betriebskapital erforderte, gewachsen war, konnte zweifelhaft erscheinen. Da aber meine Bedenken auf Z. gewiß keinen Eindruck gemacht haben würden, und es doch immerhin im Bereiche der Möglichkeit lag, daß sich seine Hoffnungen in dieser Hinsicht erfüllten, so sagte ich ganz aufrichtig: »Nun, ich wünsche Ihnen vom Herzen den besten Erfolg.«

»Ich danke Ihnen!« erwiderte er lebhaft. »Freilich«, fuhr er, den Kopf senkend, nachdenklich fort, »freilich wird das alles ungeheuere Anstrengungen erfordern. Welch ein Aufwand an Zeit, Mühe und Sorge jeglicher Art! Aber zum Glück steht mir eine sehr energische, unternehmende und widerstandsfähige Kraft zur Seite. Meine Frau.«[85]

»Ihre Frau? Sind Sie denn verheiratet?«

»Das wissen Sie nicht? Nun ja, ich bin in meinem Vaterlande so gut wie verschollen – und niemand kümmert sich mehr um mich. In Frankreich ist die Nachricht durch alle Blätter gegangen. Sie werden übrigens meine Frau gleich sehen. Sie hat sich nur entfernt, um einige Weisungen unseres Gepäckes wegen zu erteilen, das begreiflicherweise etwas umfangreich ist. – Aber da kommt sie ja schon!«

Ich blickte nach der angezeigten Richtung und gewahrte eine stattliche Dame, die sich in höchst auffallender Tracht zwischen den Reihen der dichtbesetzten Tische, und von allen Seiten mit Blicken verfolgt, auf uns zubewegte. Wie? Oder trügte mich mein Auge? Das war ja – – beim Himmel, es war Nina!

Nun stand sie vor uns in einem breiten, mit Federn geschmückten Rembrandthute, in einem rotgemusterten, fast ärmellosen Seidenkleide, um die entblößten vollen Schultern ein leichtes weißes Mäntelchen geworfen.

Sie hatte mich schon aus der Entfernung forschend angesehen, und ich konnte bemerken, daß sie mich nicht gleich erkannte. Als dies aber jetzt geschah, malte sich in ihren Zügen keineswegs freudige Überraschung.

Ihr Gatte mußte unser beiderseitiges Befremden wahrnehmen, und er rief auch sofort: »Sieh' da! Ich glaube, ihr kennt, euch –«

»Ja, wir kennen uns«, antwortete Nina, die sich rasch gefaßt hatte, mit kalter Unbefangenheit. »Wir sind sogar sehr alte Bekannte, die aber im Leben äußerst selten zusammengetroffen sind. Wann war es doch zum letztenmal? Ich glaube, gerade, in der Zeit, da ich zum Theater ging.«

»Ja, es war damals«, erwiderte ich. »Und Sie sind also –?«

»Nein«, fiel Z. rasch, wie triumphierend ein, »nein, meine Niniche ist Gott sei Dank nicht mehr beim Theater. Ich habe sie von der Bühne weggeheiratet. Nicht wahr, Engel? Was[86] hättest du auch mit deinem so einzigen Talente, ungenügend und unpassend beschäftigt, dort anfangen sollen? Die dramatische Kunst hättest du doch vom Untergange nicht retten können.« Er hatte bei diesen Worten liebkosend ihren weißen, runden Arm ergriffen, an welchem ein breites Armband von zweifelhafter Echtheit schimmerte.

Sie entzog sich ihm mit einem unwilligen Rucke, ließ sich halb am Tische nieder und leerte die Neige eines Glases. »Nun ja; aber es tauchen doch jetzt wieder ganz interessante Stücke auf. Arria und Messalina – und dann die Nora von diesem Schweden oder Norweger –«

»Ah pah!« erwiderte er geringschätzig. »Nachzüglerarbeit – vorübergehende Erscheinungen. Glaube mir, die Literatur ist dem Drama entwachsen, und nur im Roman, im großen naturgeschichtlichen Roman –«

»Ja, ja,« unterbrach ihn Nina ungeduldig. »Aber es ist Zeit, daß wir uns fertig machen. Der Zug wird gleich da sein.« Und sie rief, ein abgegriffenes Portemonnaie aus der Tasche ziehend, den eben vorüberhastenden Kellner an, um die Rechnung zu begleichen.

In der Tat vernahm man schon fernes Brausen, und ein Schaffner schrie in den Garten hinein: »Zug nach Wien!«

»Also jetzt rasch, rasch,« rief sie, eine Hutschachtel ergreifend, während ihr Mann sich anschickte, alles übrige aufzuraffen und sich damit zu beladen.

»Kann ich ihnen nicht behilflich sein?« fragte ich den Keuchenden und nahm ihm ab, was ich neben meiner eigenen schweren Handtasche zu tragen vermochte.

Nina, mit ihrer Hutschachtel, hatte sich bereits voraus durch das entstandene Gewühl gedrängt. Während wir nun folgten, sagte er: »Da sehen Sie sie! Immer voran! O, dieses Weib ist der Halt, die Stütze meines Lebens. Sie wird die Revue durchsetzen und auch ihre erste Mitarbeiterin sein. Sie wissen vielleicht gar nicht, daß sie ein fabelhaftes Sprachentalent[87] besitzt. Im Französischen ist sie bereits Meisterin und hat unlängst eine Causerie von Cherbuliez ins Deutsche übersetzt, die durch viele Blätter die Runde machte und ihr ein höchst schmeichelhaftes Schreiben des Autors eintrug.«

Wir waren nunmehr in der Halle angelangt, wo sich ein Träger anbot; Z. aber wies ihn zurück. »Das erlaubt Ninoche nicht«, sagte er stolz lächelnd. »Auch habe ich ja noch Kraft; geben Sie mir jetzt nur die Sachen.« Ein Glockensignal ertönte. »Also leben Sie wohl! Aber wohin reisen denn Sie?«

»Ich zweige nach Tirol ab.«

»Aha! Sommerfrische. Grüßen Sie mir die Dolomiten. Und lassen Sie etwas von sich hören. Adressieren Sie nur nach Wien, der Brief wird mich schon finden. Vielleicht geben Sie der Revue auch einen Beitrag.« Damit enteilte er, seiner Frau nach, die schon draußen auf dem Perron, ohne sich mehr um mich zu kümmern, mit lauter, scharfer Stimme nach ihm rief.

Das Zeichen zur Abfahrt wurde gegeben, und der Zug setzte sich pfeifend und schnaubend in Bewegung. Ich aber kehrte in den Garten zurück, der mittlerweile ziemlich leer geworden war und wo ich endlich zu einem Essen gelangte. Während die Dämmerung jetzt völlig hereinbrach – und auch später bei einer langen nächtlichen Fahrt hatte ich wieder einmal Zeit und Anlaß, einsam wie immer, über Kunst und Künstler nachzusinnen.

Quelle:
Ferdinand von Saar: Sämtliche Werke in zwölf Bänden. Band 10, Leipzig [1908], S. 80-88.
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